Im Norden Kaliforniens

05. – 12. April

Schnee und Feuer

Irgendwie will ich noch gar nicht so wirklich gen Norden fahren. Viele Straßen und Wege sind aufgrund von Schnee immer noch gesperrt und Wanderungen daher schon mal überhaupt nicht möglich. Ich beschließe also, mir einen Stellplatz mit Empfang zu suchen, an dem ich mal 2, 3 Nächte bleiben kann. Alex fährt derweil schon mal voraus.
Fündig werde ich am Fort Sage OHV Camp, ein Areal, das bei Offroad Autos sehr beliebt ist. Hier gibt es Toiletten, Bänke und Feuerstellen – und das alles gratis! Der Empfang ist auch ziemlich gut und damit habe ich meinen perfekten Arbeitsplatz gefunden.

Nach drei Nächten möchte ich zu den Burney Falls aufbrechen, einem besonders eindrücklichen Wasserfall in Nordkalifornien. Die Straße führt am Lassen Nationalpark vorbei, der sowohl wegen Schnee als auch wegen Schäden eines verheerenden Feuers geschlossen ist. Die Folgen des Feuers lassen sich auch in den umliegenden Bergen erkennen und ich fahre vielerorts durch abgebranntes Waldgebiet. Dort, wo der Wald noch steht, erinnert mich die Strecke in weiten Teilen an die kanadischen Straßen und ich freue mich ein wenig darauf, bald wieder dorthin zurück zu kehren.

Held für einen Tag

Während des Fahrens entdecke ich ein Auto, das am Straßenrand geparkt hat und dem beim Ausparken die Räder im Schnee durchdrehen. Ich kehre um und frage, ob ich helfen kann. Es ist eine allein reisende Frau, die mit ihrem PKW den Schnee beim Einparken unterschätzt hat und nun reifentief feststeckt. Ich versuche sie mit meinem Abschleppseil heraus zu ziehen, doch der Schnee ist einfach zu tief. Und wie sollte es anders sein, natürlich haben wir ausgerechnet hier keinen Empfang.

Zunächst versuchen wir noch, weitere Autos anzuhalten – vielleicht hat ein Auto mit mehr Power als meines mehr Erfolg. Lustigerweise halten nur Frauen an und allesamt verfügen sie nur über normale Pkws. Eine verspricht in den nächsten Ort zu fahren und dort Hilfe zu rufen, der Mann einer anderen hilft uns beim Buddeln. Mangels Werkzeug schaufeln wir mit einer Kehrschaufel, Bechern und den bloßen Händen den Schnee unterm Auto weg und siehe da – beim dritten Versuch gelingt es mir tatsächlich, sie heraus zu ziehen. Mission completed!

Wir sind alle erleichtert und stolz auf unsere Team-Leistung und ich freue mich, dass ich mal jemandem helfen konnte, anstatt mich permanent selber irgendwo raus ziehen lassen zu müssen 😉

Durch die ganze Aktion ist es allerdings zu spät geworden, um es noch zu den Burney Falls inklusive der Wanderung dort zu schaffen, also suche ich mir spontan einen Platz im Wald und verbringe die Nacht dort.

Burney Waterfall

Am nächsten Morgen fahre ich das letzte Stück und stelle fest, dass der Wasserfall von einem State Park umgeben ist – sprich, es fallen 10$ Eintritt an. Leider sind Hunde auf dem Rundweg zum Wasserfall nicht erlaubt, weswegen ich mit Wallie erst einmal entlang der unbefangenen Straße am Campingplatz vorbei hinunter zum Bootsanleger laufe. Rückzug wählen wir dann die Variante durch den Wald und stellen bei Ankunft am Parkplatz fest, dass man das eigentlich auch nicht mit Hund hätte machen dürfen. Gut, dass saisonbedingt noch nicht viel los ist und ich unterwegs niemandem begegnet bin.

Für den offiziellen Rundweg zum Wasserfall selber gönne ich Wallie dann aber eine Pause im Camper und flitze die 2 Kilometer schnell alleine. Der Wasserfall ist wirklich sehr eindrücklich, ob ich nun allerdings der Google Bewertung einer Dame zustimmen würde, dass es „das schönste sei, was sie je gesehen hat“ weiß ich nicht. Vielleicht bin ich dafür aber auch einfach schon zu viel gereist. Der Rundweg führt hinunter zum Wasserfall und dann ein kurzes Stück entlang des Flusses über eine Brücke. Auf der anderen Seite läuft man den Berg wieder hinauf – und plötzlich stehe ich vor einem Pacific Crest Trail Zeichen. Das ist ein Weitwanderweg, der von Mexiko nach Kanada führt und den ich schon seit vielen Jahren auf meiner Liste zu stehen habe. Meine ersten Meter auf dem PCT!!

Ich freue mich jetzt schon auf den Tag, an dem ich im tatsächlichen Wanderoutfit an eben jener Stelle vorbei laufen werde und mich an 2023 erinnere, als ich hier mit dem Camper unterwegs war 😉

Ich fahre weiter zum Mount Shasta, einem heiligen Vulkan der Ureinwohner und finde einen schönen, ruhigen Stellplatz an der Nordflanke. Man könnte den Berg auch besteigen, allerdings ist er noch zu sehr in Schnee gehüllt – bei 4.322 m wird das wohl auch noch eine ganze Weile so bleiben.

Arbeiten am Van

Alex und ich lassen es ein paar Tage etwas ruhiger angehen. Wir gönnen uns mal wieder ein Lagerfeuer und kümmern uns um unsere Wäsche. Ich tausche endlich die Kartuschen meiner Wasserfilter und nehme ein paar kleinere Reparaturen am Camper vor. Ich genieße es sehr, dass auch endlich mal Zeit für solche Dinge sind, Arbeiten am Van sind immer schwierig unterwegs umzusetzen. Dabei fällt mir auch auf, dass meine linke Scheinwerfer-Lampe getauscht werden muss – ich habe das zwar vor der Abreise schon einmal gemacht, weiß aber, dass es ziemlich mühsam ist, an die Glühbirnen heran zu kommen, deswegen vertage ich das vorerst auf einen anderen Tag. Da ich ohnehin nicht nachts fahre (und es zugegebenermaßen hier auch niemanden interessiert, in welchem Zustand die Autos sind), ist das erst mal nicht weiter tragisch.

Nach ein paar Standtagen heißt es dann für uns Abschied nehmen von sunny California (verschneites Kalifornien trifft es in unserem Fall wohl eher) – wir fahren weiter Richtung Norden und kommen dabei in den nächsten Staat unserer Reise nach Oregon.

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