15. – 19. Oktober 2022
The Great Salt Lake
In Salt Lake City trennen sich die Wege von Alex und mir für eine Weile. Wallie und ich halten uns weiter westlich und fahren am Südufer des Great Salt Lakes entlang. Hier unternehmen wir einen Abstecher nach Stansbury Island, in der Hoffnung, dort dem See mal etwas näher zu kommen. Teile der Insel sind BLM-Land, das heißt, es wird von der Regierung verwaltet und man darf dort offiziell frei campieren. Allerdings habe ich auch gelesen, dass die Insel gerne von den Einheimischen zum Schießen genutzt wird, sodass ich mir das Ganze erst mal anschauen möchte.
Ich komme zum Sonnenuntergang an und alles ist ruhig und verlassen, sodass ich mir einen Spot suche und die Nacht dort verbringe. Am nächsten Morgen spazieren Wallie und ich entlang des ausgetrockneten Sees und bestaunen die dicke Salzschicht. Der Great Salt Lake ist fast so salzhaltig wie das Tote Meer, man könnte sich also perfekt darin treiben lassen. Dafür müssten wir aber noch ein Stück weiter gen Norden auf der Insel fahren und wir verbringen den Tag lieber gemütlich am Camper, sortieren unsere Sachen, lesen im Reiseführer, schreiben Artikel und hören den Amerikanern bei ihren Schießübungen zu – schon ein wenig befremdlich, doch ich erachte den Sicherheitsabstand als groß genug und denke (hoffe), dass ein großer weißer Van nicht mit einer Schießtafel verwechselt werden kann (oder worauf auch immer die Amerikaner hier so schießen – Dosen? Steine? Fliegen? Davon hätte es jedenfalls genug.).
Am nächsten Tag unternehme ich einen Spaziergang zu dem semi-legalen Schießplatz und entdecke, dass sowohl Dosen, als auch Fernseher und Vasen als Zielobjekte genommen werden. Der Boden ist voll mit Patronenhülsen. Zumindest ist der leicht erhöhte Blick auf den See friedlich.
Ich fahre zum nördlichen Ende von Stansbury Island zu einem Aussichtspunkt – und staune nicht schlecht, als ich mich vor einem rosa schimmernden See wiederfinde. Die Brücke hinüber nach Rowley aufs Festland ist leider gesperrt, ich frage extra bei ein paar Bauarbeitern nach. Ich werde also dieselbe Straße zum Highway zurück fahren müssen, die ich auch her gekommen bin. Die netten Männer erzählen mir, dass das Wasser hier voller Magnesium sei, daher stammt auch die Farbe.
Ich nutze die Gelegenheit für ein paar schöne Fotoaufnahmen und finde es erneut befremdlich über diese vermeintliche Schneeschicht zu laufen, die in Wahrheit pures Salz ist.
Salz, noch mehr Salz, Bonneville Salt Flats
Wir bleiben der salzigen Gegend noch etwas treu und fahren weiter westlich zu den Salt Flats. Hier wurden Geschwindigkeitsrekorde von über 1000 km/h aufgestellt und noch immer finden hier jedes Jahr Autorennen statt. Die übrige Zeit im Jahr kann sich jeder mit seinem eigenen Fahrzeug auf die Salzschicht wagen, vor schöner Bergkulisse herum brettern und dabei einmalige Fotos machen.
Auch ich bin stark geneigt, mich auf den salzigen Untergrund zu wagen: doch die Aussicht, das Auto danach waschen zu müssen, um das Salz wieder loszukriegen, hält mich davon ab. Ich begnüge mich also mit einem Fotoshootings ohne Camper.
Bereits zig Meilen bevor man die Bonneville Salt Flats und die offizielle Racing Strecke erreicht, fährt man durch das endlos erscheinende Gebiet des ausgetrockneten Sees. Entlang des Highways passiert man den Utah-Tree, eine riesige Skulptur, die dem Staat Utah gewidmet ist und zudem sieht man allerlei Steinherze und Namen, die in das Salz gebaut wurden. Ich erspähe sogar eine Kaktus-Statue und eine grün angemalte Schlange, die aus alten Reifen gebaut wurde.
Vom Highway bereits aus weiter Ferne auszumachen ist das kleine Örtchen Wendover – mit seinen leuchtenden Reklamen und blinkenden Casinos trotzt es der ansonsten einsamen und kargen Wüstenlandschaft. Durch den Ort verläuft außerdem die Staatsgrenze – der Osten liegt in Utah, West Wendover hingegen in Nevada (was die zahlreichen Casinos erklärt, denn in Nevada ist die Spielerei legal).
Das sorgt auch ein wenig für zeitliche Verwirrung: in Nevada geht die Zeit eine Stunde nach – da halb Wendover aber noch in Utah liegt, bleibt der Ort der Utah-Zeit treu. Das hat zur Folge, dass mir mein Telefon permanent eine andere Uhrzeit anzeigt. Gut, dass mir das grundsätzlich ja relativ egal sein kann 😉