Great Basin Nationalpark

20. – 22. Oktober 2022

Casinospiele in Wendover

Wendover ist ein kleines Örtchen, das gleich nach den Bonneville Salt Flats auftaucht – es erhebt sich ein wenig wie eine Oase inmitten einer (sehr salzigen) Wüste. In Wendover verläuft außerdem die Staatsgrenze und ehe ich mich versehe, befinde ich mich in Nevada. Hier wird die Uhr wieder eine Uhr zurück gedreht, sodass ich eine zusätzliche Stunde zur Verfügung habe, die ich in der örtlichen Bibliothek nutze. Das meine ich zumindest – bis mir die Bibliothekarin erklärt, dass Wendover noch die Utah-Zeit benutzt. Oh man, da soll mal einer durchblicken mit den ständigen Änderungen und Ausnahmen der Zeitzonen…

Ich fülle ein paar Vorräte auf und stelle fest, dass Wendover fast nur aus bunt leuchtenden Casinos besteht. Das hängt vermutlich damit zusammen, dass Casinos im Staat Nevada legal sind – weswegen entsprechend an den Grenzen ein „erhöhtes Interesse“ besteht.
Ich übernachte auf BLM-Land außerhalb des Ortes mit Blick auf die Salt Flats und die steinigen Berge im Rücken. Hier kann man lange Runden mit Wallie drehen und ungestört die Tage und Nächte verbringen. Anschließend verbringe ich noch einen weiteren Tag in der Bibliothek und schlafe die Nacht auf dem Parkplatz des Rainbow Casinos im Ort zwischen unzähligen LKWs und anderen Wohnmobilen. 

The Loneliest Highway

Von Wendover fahre ich gute 2 Stunden südlich nach Ely. Die Landschaft ist karg und trocken, aber dennoch nicht langweilig und immer mal wieder anders. Das erste Mal erlebe ich bewusst die endlos langen Straßen, die man von Bildern aus Amerika kennt. Verkehr hat es so gut wie keinen. Durch den Ort Ely verläuft die Route 50 – sie wurde vor Jahren als der „Loneliest Highway“ betitelt – der „einsamste Highway“.
Meiner Erfahrung nach passt das, Anzeichen von Zivilisation gibt es unterwegs zum Great Basin Nationalpark tatsächlich wenig. Mir gefällt das, ich mag diese Abgeschiedenheit und sie passt gut zu meiner aktuellen Grundstimmung, die sich eher nach etwas Ruhe und Einsamkeit sehnt.

Obwohl Ely klein und nicht sonderlich bedeutend ist, reihen sich die Motels und blinkenden Casinos aneinander. Schon erstaunlich, dass die Spielerei so ein großes Thema in Amerika ist. Für mich haben die Spielhallen eher einen anderen Vorteil, denn in der Regel darf man dort die Nacht mit dem Camper stehen (klar, ich könnte ja auch die gesamte Nacht im Casino sein und dort mein Geld verprassen).

Ich nutze den Ort statt zum Spielen zum Duschen und Wäsche waschen. Dabei habe ich Glück und komme eine halbe Stunde vor Schließung des Schwimmbades an – hier kam mir dann doch noch die Zeitverschiebung zwischen Utah und Nevada zu Gute.

Ein Blick in die Wetter-App verrät, dass die nächste Zeit der Winter einziehen wird und ich staune nicht schlecht, als plötzlich von -10 Grad die Rede ist. Moment mal, bin ich nicht eben noch im T-Shirt draußen unterwegs gewesen? Ich stelle fest, dass der Great Basin Nationalpark auf einer Höhe zwischen 2.000 und 3.000m liegt. Das erklärt natürlich, warum es entsprechend etwas kälter ist. Davon lasse ich mich allerdings nicht abschrecken, die Heizung wird es schon schön kuschelig im Camper machen.

Wie angekündigt ist es am nächsten Tag frisch und es regnet während meines Morgenspaziergangs in Ely. Während der 1,5 Stunden langen Fahrt zum Visitor Center des Nationalparks kann ich allerdings weitestgehend regenfrei die Aussicht genießen. Fahrten durch Berge mit kargem Gestrüpp wechseln sich mit wüstenähnlichen Weiten ab. Einfach wunderschön!

Great Basin Nationalpark

Im Visitorcenter erfahre ich, dass ein Teil der Panoramastraße durch den Nationalpark bereits wegen Schnee gesperrt ist. Da das Wetter ohnehin schlecht angekündigt ist, fahre ich daher gar nicht erst in den Park hinein, sondern nehme eine unbekanntere Schotterpiste im Süden des Parks, die parallel zum Snake Creek verläuft. 14 km geht es auf der Holperstraße hinein in den Nationalpark – vorbei an leuchtenden Herbstbäumen und vielversprechenden Ausblicken auf die Berge. Unterwegs gibt es etliche einfache Campingmöglichkeiten, teils mit Picknickbänken, Feuerstellen und Toiletten ausgestattet. Ich habe gerade eingeparkt, da fängt es an zu schneien. Mein erster Schnee mit dem Camper! Damit ist wohl offiziell das Wintercamping eingeläutet. Statt Glühwein gibt es Tee und die Heizung wird angeschmissen – und ich bin gespannt, wie sich die Welt am nächsten Morgen vor meiner Schiebetür präsentieren wird.

Und was soll ich sagen: am nächsten Morgen ist es weiß um mich herum. Ich überlege noch kurz, ob ich die restlichen Kilometer bis zum Ende der Snake Creek Road fahren soll, wo tolle Wandermöglichkeiten warten sollen. Da ich aber nicht sicher bin, ob ich jenseits der 3.000m-Grenze noch so erfolgreich wandern kann, entscheide ich mich schließlich für die Rückfahrt und fahre alternativ auf der offiziellen Hauptstraße nochmals in den Great Basin Nationalpark hinein.

Diese ist allerdings aufgrund des Schneefalls auch nur noch bis zum Upper Lehmann Creek Campingplatz geöffnet – im Visitor Center hatte man mir gesagt, dass ich die gesperrte Straße aber zu Fuß gute 2,5 Meilen hinauf laufen könne, um einen Blick auf den Wheeler Peak zu erhaschen. Mit fast 4.000m ist er der höchste Berg im Nationalpark.
Im Sommer kann man entlang des Scenic Drives bis auf knapp 3.000m hinauf fahren und dort tolle alpine Wanderungen zu herrlichen Bergseen unternehmen – das bleibt mir leider verwehrt. Doch ich genieße die Aussicht auf das Winterkleid, in das sich die Bäume und Berge gekleidet haben.

Damit ist mein erster kleiner Abstecher in Nevada auch schon fast abgeschlossen – in großen Schritten geht es nun zurück Richtung Utah, um diesen wundervollen Staat ausgiebig zu erkunden!

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