21. – 24. September 2022
Unser erster Grenzübertritt
Ich fahre am Grenzschalter in Pembina vor und werde von einem jungen Beamten angegrinst. Mit einem Blick auf Alex Van hinter mir fragt er: „Reist ihr zusammen?“ Ich bejahe.
Er nickt anerkennend: „Cool.“
Wir führen etwas Smalltalk, dann behält er meinen Pass und schickt uns auf den Parkplatz hinter dem Gebäude, damit wir drinnen unsere Gebühr bezahlen können. Für 6$ bekommen wir einen Stempel in den Pass und dürfen somit bis 20. März in den USA bleiben. Das normale Touristenvisum gilt nur 3 Monate, doch wir haben beide das 6-Monatsvisum im Pass, welches man vorab bei der Botschaft beantragen kann, weswegen wir länger bleiben können.
Ein weiterer Grenzbeamter stellt uns noch ein paar Fragen zu unserer Reiseroute, ob wir unterwegs vor hätten zu arbeiten und wieso wir mit zwei Autos reisen würden. Anschließend kommt er kurz mit auf den Parkplatz und schaut sich die Autos an.
Wir haben im Vorfeld weitestgehend alle frischen Nahrungsmittel aufgebraucht und eine Liste mit den Lebensmitteln geschrieben, die wir mit uns führen. Doch dafür interessiert sich der Beamte reichlich wenig, viel eher hat man den Eindruck, dass er sich die Camper einfach mal gerne von innen ansehen wollte 😉
Und damit ist unser erster Grenzübertritt auch schon überstanden – kurz und schmerzlos!
Welcome to the U.S.!
Zwischenstop in Fargo
Von der Grenze düsen wir direkt nach Fargo durch – Amerika beginnt, wie Kanada endet. Gerade Straßen, unendliche Weiten, hier und da ein Hof in der Ferne. Allerdings sind die Straßen deutlich besser.
Am Busbahnhof wartet meine Freundin Anne auf mich – wenn man bedenkt, was wir beide für eine lange Anreise hinter uns haben, ist es erstaunlich, dass wir quasi zeitgleich eintreffen. Die Wiedersehensfreude ist riesig und den ersten Plauderschwall erledigen wir auf einem Spaziergang durch Fargo. Viel zu sehen gibt es in dem kleinen Städtchen sonst nicht, daher füllen wir unsere Vorräte wieder auf und freuen uns darüber, dass der Alkohol deutlich günstiger ist als in Kanada. Zu unserer noch größeren Freude entdecken wir sogar einen Aldi und können Pumpernickel und Sauerkraut kaufen. Schon lustig, wie man sich über manche Sachen freuen kann, wenn man lange Zeit weg aus der Heimat ist 🙂
Die erste Nacht zu dritt verbringen wir ein wenig abseits der Straße außerhalb von Fargo – lustigerweise befinden wir uns damit schon im nächsten Staat und schlafen so gesehen eine Nacht in Minnesota, bevor wir am nächsten Tag nach North Dakota zurück kehren.
Roadtripping the U.S.
Von Fargo aus fahren wir gen Westen – unseren ersten großen Stop wollen wir in einem Nationalpark machen, der im Reiseführer als „einer der unterschätztesten Sterne am Nationalparkhimmel“ betitelt wird, Theodore Roosevelt hat sich hier im Jahr 1884 zurück gezogen, nachdem seine Frau und seine Mutter kurz hintereinander verstarben.
Doch die Fahrt dahin ist lang – auf der Karte wirken die Distanzen deutlich kürzer, als sie sich im Endeffekt auf dem Highway anfühlen.
Die Landschaft ist noch ein wenig öde – Farmland, goldene Felder, große Weiten. In Jamestown entdecken wir die weltweit größte Büffel-Statue (zumindest war das 1959 so). Ansonsten schauen wir, dass wir gut Strecke machen und in Richtung Westen kommen, wo einige tolle Nationalparks auf uns warten. Wir übernachten an einem kleinen See, der als ausgeschriebener Free Campground gekennzeichnet ist. Es gibt sogar Feuerstellen und Toiletten. Wirklich eine tolle Sache!
Am nächsten Tag fahren wir zum Duschen in ein Community Center, in dem es ein Schwimmbad und ein Fitness-Center gibt – wir werden direkt durch gewunken und müssen nicht einmal etwas bezahlen, super!
Anschließend kümmern wir uns um Wasser und Abwasser und fahren einen Stellplatz kurz vor dem Theodore Roosevelt Nationalpark an – von hier hat man bereits ein fantastisches Panorama auf die vor uns liegenden Berge und wir erleben einen wundervollen Sonnenuntergang.
Der Theodore Roosevelt Nationalpark
Am nächsten Tag widmen wir uns dem Nationalpark in vollen Zügen: normalerweise führt die Strecke durch den Park in einem Kreis, doch aufgrund von Baumaßnahmen ist ein Teil der Strecke gesperrt, weswegen wir denselben Weg zurück fahren müssen. Daher beschließen wir, meinen Camper vor dem Park stehen zu lassen und nur mit einem Auto zu fahren, um etwas Sprit zu sparen. Wir kuscheln uns also zu dritt inklusive Wallie auf dem Schoß in Alex Auto und reiten los. Es hat ein bisschen was von einer lustigen Klassenfahrt.
Gleich zu Beginn des Parks entdecken wir unseren ersten Büffel auf einem Hügel und kurz darauf eine Horde Wildpferde. Unterwegs gibt es zahlreiche Aussichtspunkte und einige kürzere Trails, die man laufen kann. Hunde sind auf den Wegen eigentlich nicht erlaubt, doch der Park ist relativ leer, sodass wir ihn teilweise heimlich mitnehmen. Es beschwert sich auch niemand.
Ein besonderes Highlight ist eine Herde Büffel am Straßenrand, von denen einer sogar über die Straße läuft. Das hat ein bisschen was vom Parc Omega (nur ohne den Sack Möhren).
Ursprünglich haben wir gedacht, dass uns 2 Stunden für den Park sicher reichen, aber wie so oft hält man sich doch gerne etwas länger auf, wenn es schön ist. So sehen wir am späten Nachmittag zu, dass wir zumindest noch ein Stück weiter in den Süden Richtung Rapid City kommen, wo dann die nächsten Nationalparks auf uns warten.
Die Landschaft verändert sich – zwar fahren wir immer noch durch ausgeprägte Farmlandschaft, doch inmitten der goldenen Felder blitzt immer mal wieder ein steiniger Hügel hervor und die Aussicht durch die Windschutzscheibe ist wirklich schön.
Inmitten dieser tollen Landschaft finden wir abermals einen offiziellen Übernachtungsspot mit Feuerstellen und Toiletten – wieder gratis. Also bislang können wir über die Schlafplätze in Amerika wirklich nicht klagen.