17. – 20. September 2022
Der Kakabeka Wasserfall und zwei mögliche Routen
Kurz außerhalb von Thunder Bay befindet sich der Kakabeka Falls Provincial Park. Man bezahlt knappe 5 Dollar für ein 2-Stunden Parkticket, dann kann man sich auf dem Areal aufhalten und sich diesen wunderschönen Wasserfall ansehen. Der Aussichtspunkt direkt auf Highway-Seite ist gesperrt, doch auf der gegenüberliegenden Flussseite gibt es einen weiteren. Der Abstecher lohnt sich meiner Meinung nach auf jeden Fall, der Wasserfall ist wirklich schön.
Kurz hinter den Kakabeka Wasserfällen teilt sich der Highway – die nördliche Variante auf dem Highway 17 bietet mehr Versorgungsstationen, die südliche Variante auf dem Highway 11 ist zwei Stunden länger, allerdings landschaftlich auch schöner.
Ich muss nicht lange überlegen, welche Variante ich wähle 😉
Wandern im Quetico Nationalpark
Zeitnah, nachdem man auf den Highway 11 abgebogen ist, befindet sich der Eingang in den Quetico Nationalpark. Für 12 $ kann man einen Tagespass erwerben und sich in dem wunderschönen Areal aufhalten. Hauptsächlich bietet sich der Park für lange Kayak-Touren an, doch es gibt auch einige kurze Spaziergänge, die eine willkommene Abwechslung zu langen Fahrstrecken auf dem Highway sind.
Vom Paul Kane Parkplatz kann man zu den French Falls wandern und einem Trail der frühen französischen Eroberer folgen. Man gelangt zu einem See und wird auf Informationstafeln dazu eingeladen, sich vorzustellen, wie die frühen Pioniere hier ihre Boote zu Wasser gelassen und die Gegend erkundet haben.
Beide Spaziergänge sind problemlos machbar, durch die starken Regenfälle der letzten Tage muss ich allerdings relativ schnell feststellen, dass ich wohl um ein Schuhputzen nach den Touren nicht herum kommen werde.
Vom Visitor Center aus startet außerdem ein Boardwalk, auf dem man auf Holzstegen durch den Wald und entlang des French Lake geführt wird – an sich eine wunderschöne Sache, aber die nassen Holzdielen sind dermaßen rutschig, dass ich mir manchmal wie beim Schlittschuh fahren vorkomme. Der Weg endet an einem herrlichen Aussichtspunkt am See und um das Postkartenmotiv perfekt zu machen, paddeln direkt zwei Kajaks ins Bild.
Um den Wandertag perfekt zu machen, füge ich anschließend noch den Whiskey Trail unserem Kilometerkonto hinzu – dieser Weg überzeugt mich allerdings nicht sonderlich. Er führt lediglich durch dichten Wald ohne Ausblick und ist dermaßen matschig und nass, dass es einfach keine Freude ist. Eine Freude ist es hingegen, dass ich durch den Tagespass auch die Duschen auf dem Campingplatz nutzen kann. Auch meine Frisch- und Grauwasser-Angelegenheit bekomme ich direkt gelöst.
Die Sache mit den Bären und Elchen
Derart perfekt ausgestattet geht es zurück auf die Straße und die Stellplatzsuche beginnt – mein angepeilter Schlafplatz von iOverlander bietet nur Platz für ein Fahrzeug und ist leider schon vergeben, also halte ich Ausschau nach wenig befahrenen Schotterpisten abseits des Highways. Gerade als ich eine geeignete zu finden glaube, laufen Mama und Baby Bär über die Straße – ok, vielleicht doch nicht so eine gute Idee, hier zu parken und mit Wallie Gassi zu gehen. Wir verbringen die Nacht im Endeffekt auf einem LKW-Check-Platz, wo Truckfahrer ihre Ladung sichern können. Nicht schön, aber zumindest weg von der Straße.
Am nächsten Morgen werde ich auf meiner Morgenrunde mit Wallie von einem PKW-Fahrer angesprochen – ich solle aufpassen, es sei gerade Jagdsaison und mit meiner schwarzen Leggings und der dunklen Strickjacke hätte ich aus der Ferne ausgesehen wie ein Elch. Ein Elch, der seinen Hund Gassi führt oder wie?
Für mich steht nun hauptsächlich Strecke machen auf dem Programm – zwischen Thunder Bay und Winnipeg gibt es ohnehin nicht viele Punkte, an denen man halten könnte. Ein lohnenswerter Pausenstop ist im Ferienort Nestor Falls. Hier befinden sich viele Ferienhäuser an schönen Seeufern und ein kleiner Wasserfall direkt am Highway. Bei Kenora verbinden sich die Highways wieder – und bald darauf finde ich auf einer Schotterstraße abseits des Highways meinen Schlafplatz nach einem langen Fahrtag.
Da ich immer noch Feuerholz im Auto habe, was ich nicht mit in die USA einführen darf, entscheide ich mich spontan für ein Lagerfeuer – eigentlich war meine Idee, den überwiegenden Teil bereits bei Sonnenuntergang zu verbrennen, um nicht mutterseelenallein in völliger Dunkelheit draußen zu sitzen. Erstaunlicherweise hält das Holz aber mal länger an als gedacht – und da Wallie ganz entspannt neben mir liegt, fühle ich mich relativ sicher vor Bären.
Winnipeg – Hauptstadt Manitoba
Am nächsten Tag nehme ich die letzten zwei Stunden Fahrstrecke nach Winnipeg in Angriff. Auf dem Highway bekomme ich plötzlich Lichthupe von einem Truck und er fährt mit mir auf – ich lasse das Fenster runter und bin überrascht, dass er deutsch mit mir spricht:
«Hey! Bist du aus Deutschland?»
«Ja…»
«Das ist ja cool! Fahr doch mal ran!»
Und ehe ich mich versehe, parke ich plötzlich vor einem Truck mit Warnblinkanlage auf dem Standstreifen des Highways und führe ein Pläuschchen. Wie sich heraus stellt, lebt Thomas schon seit vielen Jahren in Winnipeg und fährt wöchentlich seine Runde mit dem Truck. Da freut er sich natürlich, wenn er unterwegs auf Deutsche trifft.
Wir fahren anschließend ein ganzes Stück Kolonne, ehe ich rechts abschweife – denn hier befindet sich das Zentrum von Kanada und somit ein obligatorischer Stop für mich.
In Winnipeg angekommen treffe ich mich mit Alex am Fort Gibraltar Parkplatz. Wir unternehmen noch einen Spaziergang zum Sonnenuntergang in Richtung des Museum of Human Rights – einem Museum in Schiffsform, welches ein wenig das Erkennungszeichen von Winnipeg ist. Tags drauf erkunden wir die Stadt auch noch bei Tageslicht – abgesehen von dem Park „The Forks“ gefällt mir Winnipeg allerdings relativ wenig. Viele Gebäude wirken schmuddelig und baufällig und auf den Straßen ist überall Baustelle. „The Forks“ hingegen ist ein hübsch angelegter Park mit vielen Kunstskulpturen, einem Einkaufszentrum und dem Museum of Human Rights.
Allgemein scheint Winnipeg einige gute Museen zu haben, mir fehlt jedoch leider die Zeit, sie zu erkunden, da meine Freundin Anne mich in zwei Tagen in Fargo erwartet und ich daher bereits am nächsten Tag die Reise in Richtung der USA antreten muss. Bereits die letzten Tage haben wir fleißig unsere frischen Lebensmittel aufgebraucht, um nichts über die Grenze zu schmuggeln. Die Regeln für die Einfuhr sind ziemlich strikt und da die Amerikaner mit ihrer Einwanderung-Policy ja ohnehin etwas speziell sind, wollen wir kein Risiko eingehen (das ist im Übrigen auch der Grund dafür, weswegen es drei Tage in Folge Bratkartoffeln gab und ich erst mal keine mehr sehen kann).
Kanada verabschiedet uns holprig – der Highway zur Grenze nach Pembina südlich von Winnipeg ist von Straßenschäden übersehen und führt schnurgerade durch eine unendlich flache, weite Landschaft.
So als ob ich den Augenblick des Abschieds von Kanada noch etwas hinaus zögern möchte, übernachte ich am letzten Rastplatz direkt vor der Grenze. Mit Blick in die USA betrachte ich den Sonnenuntergang am Highway und lasse die letzten Wochen und Monate Revue passieren.
Tja und was bleibt zu sagen. Ein erstes Kapitel der Reise geht damit vorerst zu Ende…
Vier Monate Kanada – wow, was für ein Erlebnis! Es hätte keinen besseren Einstand in unsere Reise geben können – na gut, die endlosen Werkstatt-Besuche hätten jetzt nicht zwingend sein müssen. Aber abgesehen davon war Kanada gut zu uns, die Kanadier sind einfach absolut liebenswert und die Landschaft hat unser Herz erobert!
Wir kommen wieder!