09. – 16. November 2022
Motorsport und Pause in Hanksville
Kurz hinter dem Capitol Reef verändert sich die Landschaft – die roten Felsen verschwinden, an deren Stelle tritt eine graue, karge Landschaft, die irgendwie an die Umgebung auf dem Mond erinnert. Ich nutze die Gelegenheit eines Parkplatzes, um mit Wallie in diesem Gebiet spazieren zu gehen – und wundere mich noch über die seltsamen Spuren an den Bergen. Fahren Leute hier mit dem Quad lang?
Wallie hört es bereits vor mir – das Brummen von Motorrädern. Kurz darauf sehe ich sie auch und schaue aus der Ferne fasziniert dabei zu, wie sie ihre Sprünge in dieser bergigen Mondlandschaft vollziehen. Wahnsinn! Mich würde es bei jedem Sprung gewaltig auf die Nase legen 😉
15 Minuten weiter liegt das kleine Örtchen Hanksville – hier wollte ich eigentlich einige Lebensmittel aufstocken, doch der hiesige Supermarkt lässt nicht viel zu. Es wird wirklich Zeit, dass ich mal wieder in eine größere Ortschaft komme, aber vor Moab wird das nicht der Fall sein.
Und obwohl Hanksville auf den ersten Blick nicht viel zu bieten hat, verbringe ich im Endeffekt vier Nächte dort. Es ist eine Schlecht-Wetter-Front angekündigt und ich beschließe, sie im Ort auszusitzen. Vor der örtlichen Arztpraxis kann ich WLAN abgreifen – es reicht sogar bis in meinen Van hinein! Was ist das bitte für ein Luxus? Auf dem Campingplatz im Dorf gibt es Duschen und Waschmaschinen und an Tag 3 meiner kleinen Pause gibt es sogar wieder Bananen im Supermarkt. Die kleinen Freuden des Lebens!
Lachen muss ich eines Abends über mich und meine Neugierde. Ich bin gerade auf der Abendrunde im Dunklen unterwegs und schmeiße Wallies Beutelchen in eine große, offene Tonne hinein – und denke mir noch so schmunzelnd, dass der Schatten in der Tonne aussieht wie ein Tiergerippe. Ich leuchte kurz hinein – und erschreck mich fast zu Tode, als es tatsächlich ein Tiergerippe ist.
Karneval im Slot Canyon
Ich passe meine Route nochmals an: anstatt wie ursprünglich überlegt, einen Abstecher über Colorado zu machen, beschließe ich, mir etwas mehr Zeit zu gönnen, um vorm Weihnachtsurlaub noch einiges wegzuarbeiten und Artikel zu schreiben. Dafür brauche ich erfahrungsgemäß ein paar Standtage, also streiche ich Colorado und verkleinere die Runde. Das hat zur Folge, dass mich die Route in Hanksville nördlich Richtung Moab führt – Alex hingegen kommt aus dem Süden.
Damit wir uns noch mal sehen können, bevor unsere Wege in entgegengesetzte Richtung verlaufen, verabreden wir einen Treffpunkt am Leprechaun Slot Canyon. Hier kraxeln wir durch den engen Canyon und haben einen Riesen-Spaß. Utah ist ja voll mit diesen engen Canyon, am Bekanntesten ist der Antilope Canyon. Für den Leprechaun muss man jedoch nichts bezahlen und wir können dennoch ein paar tolle Bilder machen. Noch dazu ist es der 11.11. – wer kann schon sagen, dass er den Karnevalsanfang mal tanzend in einem Slot Canyon verbracht hätte?
Am Abend machen wir ein Lagerfeuer zusammen – vermutlich wird es wohl das letzte für dieses Jahr sein, die Temperaturen sind nachts wirklich schon ordentlich frisch. Tags drauf erkunden wir noch ein wenig das Gebiet des Glen Canyon, ehe wir zurück nach Hanksville fahren. Es fühlt sich ein wenig wie nach Hause kommen an, immerhin war ich fast eine Woche in dem kleinen verschlafenen Dorf und kann Alex bestens darüber informieren, wo man duschen und Wäsche waschen kann.
Nach zwei gemeinsamen Abenden trennen sich unsere Wege wieder – Alex Route führt sie über den Capitol Reef und Bryce Canyon, wohingegen ich Richtung Moab und Arches Nationalpark aufbreche.
Durchs Goblin Valley nach Moab
Unterwegs halte ich am Goblin State Park – eigentlich soll der Park sehr schön sein, ich entscheide mich aber dennoch dagegen. Gefühlt ist einfach alles schön und ich muss mir vor Augen halten, dass ich nicht alles sehen kann. Stattdessen sehe ich lieber zu, dass ich langsam in die Zivilisation komme, um nach Wochen mal wieder vernünftig einkaufen zu gehen.
Statt den Goblin State Park zu besichtigen, unternehmen Wallie und ich also nur eine kurze Wanderung im Goblin Valley zum Wild Horse Window. Gute 2 Stunden sind wir unterwegs und suchen uns den Weg über blanke Felsen – gut, dass auch hier Steinmännchen sehr zuverlässig den Weg weisen. Das Wild Horse Window ist eine große Felsenhöhle – wir haben das gesamte Areal für uns alleine und machen einige Fotos.
Anschließend geht es weiter nach Moab – an und für sich ein kleines Örtchen eingebettet von roten Felsen und dem Canyonland und Arches Nationalpark. Doch eben aufgrund dieser Position ist es das Mekka der Reisenden, Abenteuerlustigen und Naturfreunde.
Meine Ankunft in Moab überfordert mich regelrecht ein wenig – das erste Mal seit Wochen bin ich auf einer zweispurigen Straße unterwegs und hier gibt es sogar Ampeln. Auch die Fülle des Angebots im Supermarkt erschlägt mich ein wenig – wenngleich es natürlich schön ist, nach Herzenslust mal wieder Obst und Gemüse einzukaufen (was man auch direkt an meinem überfüllten Kühlschrank ansehen kann).
In Moab treffe ich Anja und Kevin wieder, die ich vor Kurzem beim Wandern in der Nähe von Escalante kennen gelernt habe. Ich habe Glück und kann die Nacht bei Freunden von Anja vorm Haus verbringen. Bevor wir uns an die gemeinsame Erkundung der Region machen, halte ich mich aber erst mal in der Bibliothek auf und hole einiges an Arbeit nach – die Bücherei in Moab hat bis 20 Uhr geöffnet, was vermutlich der Grund ist, weswegen sich verdächtig viele Camper vorm Gebäude tummeln.
Nach getaner Arbeit, kann es dann los gehen: Arches Nationalpark, here we come!