Flagstaff und Grand Canyon

27. Februar – 22. März 2023

Wallie und der Tierarzt

Wallie hat seit einiger Zeit einen wackeligen Zahn und in Flagstaff habe ich es endlich geschafft, einen Tierarzt-Besuch für ihn zu organisieren. Bei allen anderen Tierärzten, die unterwegs auf der Strecke lagen, wurde mir entweder ein Termin im April / Mai angeboten oder es wurden erst gar keine neuen Klienten aufgenommen. Alex hat zudem einige Treffen mit einer Hundetrainerin verabredet, um im Umgang mit Alika etwas sicherer zu werden und außerdem einen Werkstatt-Termin.

Und irgendwie zieht sich einfach alles in der Länge. Die bestellten Teile aus Deutschland treffen nicht rechtzeitig ein, die Werkstatt verbummelt den Termin, Wallie braucht eine Zahn-Op und wir werden vom zweitschlimmsten Schneesturm in der Geschichte Flagstaffs heimgesucht.
Und ehe wir uns versehen, bleiben wir fast drei Wochen in der Stadt.

Zugegebenermaßen hätte es uns aber auch schlimmer treffen können, denn wir haben Glück im Unglück. In einer Bar lernen wir Will kennen, einen Einheimischen, mit dem wir fortan viel Zeit verbringen. Einen Van können wir sogar dauerhaft auf seinem Hof parken, was uns die Schlafplatzssuche erspart und wir haben Zugang zu WLAN, einer großen Küche und einer warmen Dusche. Perfekt also, um den eiskalten Bedingungen draußen zu trotzen. Wir nutzen die Vorteile einer großen Küche und zaubern an einem Abend über hundert Dumplings, an einem anderen wollen wir Kuchen und Cupcakes backen und müssen mangels eines Rührgeräts unseren Akkuschrauber zur Hilfe nehmen. Ein Hoch auf Improvisations-Talent!

Ich gehe mit Wallie zu ingesamt zwei Tierärzten, nachdem ich vom ersten einen Kostenvoranschlag über 1500$ erhalten habe – ganz schön happig, dafür dass einfach nur ein Zahn gezogen werden soll. Beim zweiten Tierarzt komme ich zumindest „nur“ auf 1000$ – das ist zwar immer noch viel, aber was gemacht werden muss, muss eben gemacht werden und das letzte was ich möchte ist, dass Wallie Schmerzen hat.
Im Endeffekt müssen dem armen Kleinen sogar vier Zähne gezogen werden, sein Zahnpasta-Lächeln ist also fortan etwas eingeschränkt, doch abgesehen davon hat er keinerlei Probleme und steckt die Narkose problemlos weg.

Für zwei Tage sind wir komplett eingeschneit in Flagstaff und ein Vorankommen ist nahezu unmöglich. Die Tage darauf sind die Straßen langsam wieder frei und wir nutzen die Zeit für ein paar Ausflüge in der Umgebung.

Ausflug zum Sunset Crater

Eine gute halbe Stunde nördlich von Flagstaff liegt der Sunset Crater im Wupatki National Monument. Das ganze Gebiet geht auf einen Vulkanausbruch vor langer Zeit zurück – riesige schwarze Lavasteine erinnern noch daran. Für uns ist es jedoch regelrecht schwer, diese schwarzen Brocken zu erkennen, da alles komplett zugeschneit ist. Auch die Wege sind nicht begehbar und so müssen wir uns mit einem kleinen Trail begnügen, der allerdings auch der einzige ist, den wir mit Hunden überhaupt gehen dürften. Trotzdem ist es ein wunderschöner Ausflug bei absolutem Kaiserwetter.

Picture Canyon und Walnut Canyon

Auch der Picture Canyon im Osten von Flagstaff bietet tolle Trails – bei unserem Versuch, den Rundweg zu gehen, bleiben wir jedoch im wahrsten Sinne des Wortes stecken und versinken bis zur Hüfte im Schnee. Das macht zwar wahnsinnig viel Spaß, ist aber auch wirklich anstrengend und sowohl die Vierbeiner, als auch die Zweibeiner sind danach ziemlich erschöpft.

Der Walnut Canyon im Südosten der Stadt ist ebenfalls ein lohnenswerter Ausflug – man kann einen kurzen Trail entlang des Rims am Canyon laufen und die Aussicht von oben genießen, als auch den Island Trail laufen, der hinunter führt. Unterwegs kommt man an zahlreichen gut erhaltenen Felshäusern vorbei, welche auf früher hier ansäßige Indianer zurück gehen. Es ist faszinierend, wenn man sich die Schautafeln durchliest und sich vor Augen führt, wie Menschen tatsächlich hier gelebt haben – die meiste Zeit des Jahres über hatten sie keinen Zugang zu Wasser und waren komplett darauf angewiesen, Tau- und Regenwasser abzufangen.

Devils Bridge in Sedona

Und natürlich ist auch Sedona nicht weit von Flagstaff entfernt, weswegen wir einen Tag beschließen, einen Ausflug dorthin zu machen, um dem Schnee zu entkommen. Die Wahl fällt auf die Devils Bridge, die wir ja schon am Tag meines Unfalls machen wollten. Leider unternehmen wir diesen Ausflug ausgerechnet an einem Sonntag, was bedeutet, dass mal wieder sehr viele Leute unterwegs sind. Zudem verläuft der Trail das erste Stück entlang der Dry Creek Road, die von Allradfahrzeugen noch befahren werden kann – man teilt sich den Weg also permanent mit irgendwelchen Fahrzeugen. Das letzte Stück hinauf zur Felsbrücke ist dann ein matschiger und später extrem vereister Abschnitt – das führt zu Wartezeiten beim Rauf- und Runterklettern. Insgesamt würde ich die Wanderung also nicht unbedingt als die schönste und entspannteste bezeichnen, die Aussicht und das verdiente Foto oben an der Devils Bridge sind die Strapazen allerdings wert.

Anschließend machen wir uns noch an die Erkundung des Amitabha Stupa and Peace Parks, einem buddhistischen Tempel in der Stadt, der eine hübsche kleine Parkanlage voller Gebetsflaggen hat. Danach fahren wir wieder zurück nach Flagstaff und irgendwie muss ich gestehen, dass ich mich darüber freue, wieder im Schnee zu sein. So ganz im Frühlingsmodus bin ich irgendwie noch nicht.

Grand Canyon Nationalpark

Und dann darf natürlich ein Ausflug zum Grand Canyon nicht fehlen. Insgesamt gibt es drei Zugänge zum Grand Canyon, den South Rim, den North Rim und einen Eingang im Westen.  Der nördliche Zugang ist wetterbedingt nur im Sommer geöffnet und der westliche wird von einem Indianerreservat verwaltet, wodurch es sehr teuer wird, dorthin zu gelangen. Von Flagstaff aus gesehen ist der South Rim ohnehin der nächstgelegene, weswegen wir uns für diesen entscheiden.

Wir fahren zunächst eine gute Stunde nördlich nach Cameron und nähern uns dem Grand Canyon von Osten. Erster Stopp ist daher der Little Colorado River Overlook, von wo man schon einen guten Blick in den Canyon bekommt und den kleinen, schokoladenfarbigen Fluss unten fließen sieht. Am Aussichtspunkt werden auch ganz viele Schmuckstücke und Souvenirs der Ureinwohner angeboten.

Weiter dem Desert View Drive folgend kommen wir zum Watchtower, einem hübschen Turm, von dem man eine tolle Aussicht hat. Auch das Innere des Turms ist eine kleine Sehenswürdigkeit für sich, denn er ist mit zahlreichen Malereien der Indianer verziert.

Und schließlich fahren wir zum Grand Canyon Visitor Center, quasi dem Hauptausgangspunkt für Touren und Erkundungen des Grand Canyons. Leider dürfen wir mit den Hunden wieder nur entlang des Rims laufen und auch im Shuttle, der bis hinter zum Hermits Rest fährt, sind sie nicht erlaubt. Wir beschränken uns daher auf das Gebiet um den Mather Point – dem wohl bekanntesten Aussichtspunkt des Grand Canyon.

Wir bleiben zum Sonnenuntergang und fahren dann nach Tusayan, wo wir eine Pizza essen und ein Bier trinken und anschließend auf dem Parkplatz der Pizzeria die Nacht verbringen. Die Nacht wird kurz, denn wir wollen zum Sonnenaufgang bereits wieder am Mather Point sein – leider bleibt uns ein großes Farbspiel verwehrt, denn über Nacht hat der Wind aufgefrischt, was es extrem kalt und wolkig macht.

Wir verbringen eine weitere Woche in Flagstaff und feiern 300 Tage on the road. Irgendwie tut es gut, nach so einer langen Zeit auch mal länger irgendwo zu bleiben und eine gewisse Routine zu entwickeln.
Auch ein Spaziergang durch das hübsche kleine Stadtzentrum von Flagstaff darf natürlich nicht fehlen – hier reihen sich die Bars aneinander und überall finden sich tolle Wandgemälde. Wir nutzen den Saint Patricks Day für einen typischen Kneipenabend – wir probieren grünes Bier, frittierte saure Gurken und staunen angesichts der immensen Portionsgrößen. Über Kalorien denkt man besser gar nicht erst nach.

Knapp drei Wochen verbringen wir im Endeffekt in Flagstaff. Doch schließlich zieht es uns wieder hinaus auf die Straße – der Schnee ist verschwunden und Alex Fahrzeugprobleme können in Flagstaff nicht behoben werden, weswegen sie ihr Glück in Las Vegas probieren möchte.
Zeit also für uns, aufzubrechen und weiter zu reisen.

Danke Arizona, du warst gut zu uns!
Und danke Flagstaff, dass du uns ein temporäres zu Hause gegeben hast.

>
		</div><!-- .entry-content -->
	
	
	<footer class=

Leave a Comment

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert