18. – 20. November 2022
Kleines Abenteuer gefällig?
Man sollte aufpassen, was man für Pläne schmiedet, wenn man den Abend zu dritt mit Wein in einem Camper verbringt. Irgendwie kamen Kevin, Anja und ich nämlich von dem Plan am nächsten Tag gemeinsam eine Wanderung zu machen, auf die viel bessere Idee, dass wir mit Kevins Jeep den Shafer Trail fahren könnten.
Dabei handelt es sich um eine berühmt-berüchtigte Serpentinenstraße, die vom Canyonland Nationalpark in schwindelerregender Höhe hinab in den Canyon führt. Von hier kann man entweder auf demselben Weg wieder zurück oder man bleibt auf dem Trail, der bald zur Potash Road wird und zu den Pools führt, in denen die Pottasche, die hier abgetragen wird, gereinigt wird.
Und was als fixe Idee begann, wurde am nächsten Tag direkt in die Realität umgesetzt: Insgesamt warten gute 30 Kilometer pures Offroad-Abenteuer auf uns, wofür man zwingend ein allradtaugliches Fahrzeug benötigt.
Am Morgen helfe ich Kevin also dabei, seinen Trailer vom Jeep abzukoppeln und ihn reisefertig zu machen. Dann holen wir Anja ab und starten gemeinsam in den Canyonlands Nationalpark.
Der Nationalpark ist in drei Teile gegliedert – der Island in the Sky, the Needles und the Maze. Der Shafer Trail startet vom nördlichen der drei, dem Island in the Sky. Vom Visitor Center des Parks kann man bereits einen fotogenen Blick auf die Zick-Zack-Kurven am Berg werfen – der Höhenangst-geplagte Kevin schaut da am Besten gar nicht so genau hin 😉
Um ihm noch eine gewisse mentale Vorbereitungszeit zu gewähren und da es sich schlichtweg anbietet, machen wir vor unserem Offroad-Abenteuer noch eine kurze Sightseeing-Tour durch den Nationalpark.
Island in the Sky – Canyonlands Nationalpark
Vom Visitor Center sind es 18 Kilometer one-way bis zum südlichsten Punkt des Island in the Sky-Abschnitts. Hier gibt es den Grand View, der einen bis zu the Needles und den La Sal Bergen im Hintergrund schauen lässt. Auf dem Weg dorthin gibt es noch weitere Aussichtspunkte, unter anderem kann man am am Green River die zwei Flüsse sehen, welche diese einmalige Canyonlandschaft hier über zig Millionen Jahre geformt haben.
Unbedingt empfehlenswert ist auch die kurze Wanderung zur Mesa Arch. Gerade mal eine halbe Stunde ist man auf dem Rundweg unterwegs und wird unterwegs mit einem tollen Felsbogen belohnt, der landschaftlich fast nicht schöner eingebettet sein könnte. Ganz Mutige klettern sogar auf den Steinbogen hinauf – aber ich meine, man muss ja kein unnützes Risiko eingehen. Ich will ja schließlich noch das Offroad-Abenteuer erleben 😉
Mit dem starten wir dann auch direkt im Anschluss – der Island in the Sky Abschnitt im Canyonland Nationalpark ist wirklich nicht sonderlich groß, sodass es sich anbietet, den daneben liegenden Dead Horse State Park mitzunehmen – oder eben den Shafer Trail zu fahren.
Offroad auf dem Shafer Trail
Also dafür dass Kevin tatsächlich Höhenangst hat, lässt er sich relativ wenig anmerken und manövriert seinen Jeep souverän die enge Bergstraße hinunter. Anja und ich sind derweil fleißig am fotografieren und filmen und ich steige sogar einige Male aus, um tolle Aufnahmen hinzubekommen.
Zugegebermaßen ist der Shafer Trail aber auch nicht so abenteuerlich, wie zuerst gedacht – selbst als wir Gegenverkehr haben, können sich die Autos problemlos ausweichen. Man muss einfach etwas vorausschauend fahren und hier und da auch mal eine Bucht mitnehmen und abwarten, anstatt einfach drauf los zu fahren.
Tatsächlich beginnt das Abenteuer eigentlich in dem Moment, als wir unten im Canyon angekommen sind – die Serpentinen sind nun zwar überstanden, dafür wird die Straße aber zunehmend schlechter und führt zum Teil über blanken Fels und durch kleine Flüsse hindurch. Hätte ich den Shafer Trail auch noch problemlos mit meinem Camper machen können, wäre ich an der anschließenden Potash Road definitiv gescheitert.
Aber man, was macht es für einen Spaß, die Strecke mit Kevins Jeep zu fahren!
Neben uns verläuft der Colorado River und in den Felsen über uns befindet sich der Canyonland Nationalpark und der Dead Horse State Park. Bei einem Blick in die Karte machen wir sogar noch eine zufällige Entdeckung: der Thelma und Louise Punkt aus dem gleichnamigen Film befindet sich in unmittelbarer Nähe! Hier haben sie am Ende des Films ihr Cabrio über die Klippe gesteuert (Sorry für den Spoiler, falls jemand den Film noch nicht gesehen hat).
Wir steuern den Jeep stattdessen weiter zu den Potash Pools, wo wir nach 33 km wieder auf Asphalt unter den Reifen stoßen. Was ein Tag und ein Abenteuer!
Ich muss neidvoll anerkennen, dass mit einem Allradfahrzeug schon wirklich coole Sachen möglich sind – vielleicht reicht beim nächsten Camper ja das nötige Kleingeld, bis dahin war es einfach eine tolle Erfahrung, das mit Kevin und Anja erleben zu können.
Damit Wallie nach dem ganzen Geschaukel auch noch etwas auf seine Kosten kommt, lasse ich mich kurz vor Moab an der Brücke über den Colorado River absetzen und laufe mit ihm die restliche Strecke in die Stadt. Den Abend verbringen wir erneut auf unserem Campground außerhalb und gönnen uns ein wohlverdientes Bier auf unser Abenteuer.
Dinosaurier Spuren und Corona Arch
Die nächsten zwei Tage verbringen wir in diesem Stil – tagsüber unternehmen wir Ausflüge in der Moab Region, die Abende verbringen wir gemeinsam bei den Campern. Ganz in der Nähe vom Mill Creek Campground gibt es ein Areal mit Dinosaurier Spuren – hier sieht man in Stein gemeißelte Spuren der Urzeit-Einwohner und irgendwie erscheint das vor der Landschaftskulisse hier tatsächlich auch als passend.
Am letzten Abend bekommt Kevin Besuch von seinem Sohn und dessen Frau, sodass wir ein Feuer draußen veranstalten, um alle warm zu halten. Aktuell sind es jede Nacht so um die -10 Grad. Das Feuer hilft aber nur bedingt und auch der Glühwein, den ich zubereite, kann keine Wunder verbringen. Und so stelle ich überrascht fest, wie viele Personen (inklusive einem sehr platzintensiven Hund) man doch in einen Camper bekommt.
Unsere letzte gemeinsame Wanderung führt uns zur Corona Arch – vom Colorado River startet der kurze Wanderweg. Es ist Wochenende und gefühlt ist halb Utah mit seinen Hunden unterwegs – was es ein bisschen stressig macht mit Wallie, zumal es zwei Stellen auf dem Trail gibt, an dem man sich an einem Seil hinauf ziehen bzw. eine Leiter hinauf steigen muss.
Der Ausblick auf den 32 m hohen Felsbogen entschädigt allerdings dafür – und auch hier hätte man wieder die Möglichkeit, auf die Arch hinauf zu klettern. Wenn man das denn möchte. Und man keinen Hund dabei hat.
Ich bin glücklich mit meinem Foto von unten und auch die anderen machen keine Anstalten, eine extra Kletterpartie einlegen zu wollen. Nach 2 Stunden sind wir zurück am Parkplatz und es heißt Abschied nehmen – Anja fährt nach Salt Lake City, von wo sie zurück nach Hause fliegt, Kevin bricht Richtung Süden auf, wo es für ihn und seine Pferde wärmer ist und ich beende meine Runde in Utah.
Was bleibt sind jede Menge tolle Erinnerungen zusammen und zwei neue Freundschaften, die man geschlossen hat. Danke euch Beiden!
Hallo, tolle Berichte 👍
Was ich nicht verstehe, habt ihr Alaska ausgelassen?!
Grüsse aus der Schweiz
Hi Isabelle,
wir mussten Alaska durch die ganzen Werkstatt-Probleme letztes Jahr auslassen und sind daher erst einmal Richtung Süden gefahren, um dort den Winter auszusitzen. Holen Alaska aber dieses Jahr nach 🙂