Arizona Roadtrip

04. – 16. Februar 2023

Ankunft in Arizona

Kurz vor Parker verläuft die Grenze zwischen Kalifornien und Arizona. Das erste, was mir positiv auffällt, sind die Spritpreise: von durchschnittlich 5,50 – 6,00$ pro Gallone fällt der Preis hier auf 4,76$. Da macht Tanken doch wieder Spaß.

Ich verbringe die Nacht erneut auf einem Parkplatz eines Casinos – und staune nicht schlecht, als ich dort gut hundert andere Camper vorfinde. Man könnte meinen, man sei inmitten des Verkaufsgeländes eines Caravan-Shops gelandet. Die Lage ist dafür sehr schön; direkt am Colorado River und ich werde direkt mit einem tollen Sonnenuntergang begrüßt. Moment mal – 18.20 Uhr und es ist Sonnenuntergang? War das nicht sonst immer gegen 17.20 Uhr? Es scheint, als hätte ich mit der Staatsgrenze auch direkt wieder die Zeitzone gewechselt. Schade, ich hatte mich gerade so schön an die 9 Stunden Zeitverschiebung gewöhnt.

Festgefahren in der Wüste

Am nächsten Morgen stelle ich fest, dass das Tor, durch das ich am Vorabend gefahren bin, verschlossen ist. Ich muss also einen der Mitarbeiter ansprechen und bitten, mich raus zu lassen. Mir wird freundlich gesagt, dass ich auf dem Platz gar nicht hätte stehen dürfen, sondern oben bei den anderen Campern, ich entschuldige mich und werde raus gelassen.

Eine Stunde weiter östlich entlang der Route 72 liegt das winzige Dorf Vicksburg – hier finde ich einen schönen Schlafplatz mitten in der Wüste. Ich habe mir immer gewünscht, mal diese typischen Kakteen zu sehen, die für Arizona so typisch sind und hier kann ich morgens direkt neben ihnen aufwachen, wie schön!

Ich bleibe zwei Tage, arbeite und genieße die schönsten Sonnenuntergänge, ehe ich weiter Richtung Aguila fahre. Es ist schon dunkel, als ich dort die örtliche Bücherei verlasse – eigentlich versuche ich es zu vermeiden, nach Anbruch der Dunkelheit mit der Stellplatzsuche zu beginnen, aber manchmal geht es eben nicht anders. Die Pfütze auf der Schotterpiste lässt mich kurz zögern – aber es wird schon gehen, denke ich. Arizona ist so trocken, das kann ja nicht sonderlich tief sein.
Als kurz darauf meine Räder durchdrehen, bin ich anderer Meinung. Na super. Ich stehe mit beiden Vorderrädern so dermaßen bescheiden im Wasser, dass ich da alleine nicht raus komme. Aber ärgern bringt nichts, mich jetzt im Dunklen auf die Straße zu stellen und ein Auto anzuhalten ist viel zu riskant, also klettere ich durch meinen Durchstieg (auf die Art bleiben die Schuhe zumindest bis morgen sauber) und warte bis zum nächsten Morgen.

Tags drauf möchte ich eigentlich erst mal eine kleine Runde mit Wallie gehen, bevor ich anfange mir Hilfe zu suchen – da kommt ein Auto um die Ecke. Der alte Mann mit Cowboyhut erklärt sich sofort bereit mir zu helfen, auch wenn ich etwas Zweifel habe, dass er es mit seinem in die Jahre gekommenen PKW schafft, meine 3,5 Tonnen zu bewegen. Aber ich werde eines besseren belehrt: bereits wenige Minuten später bin ich aus dem Schlammloch draußen! Puh, da bin ich jetzt aber doch erleichtert, dass das so einfach und schnell ging. Ich drücke ihm ein Trinkgeld in die Hand und bedanke mich herzlich, dann ziehen wir beide unserer Wege.

Arbeitsalltag unterwegs

Mein Weg führt mich in den nächsten Ort namens Wickenburg – hier suche ich erst mal eine Autowaschanlage auf, fülle meine Lebensmittel- und Wasservorräte und suche mir dann einen ruhigen Stellplatz außerhalb des Ortes, wo ich die nächsten Tage arbeiten möchte.

Ich merke, dass mir das gut tut – nach der langen und intensiven Reisezeit ist es schön, sich mal die Zeit zu nehmen, alles aufzuarbeiten und eben nicht jeden Tag weiter zu fahren. Und ich weiß auch, dass ich das Reisen wieder viel mehr schätzen werde, wenn ich mal eine arbeitsintensive Einheit eingelegt habe.

So verbringe ich eine gesamte Woche – suche mir für zwei, drei Nächte einen Stellplatz, nehme das Joggen und den Sport wieder auf, schreibe viel an meinen Artikeln und genieße die Zeit für mich. Dank meiner Solardusche kann ich mich nach dem Sport sogar frisch machen – auch wenn das „frisch machen“ bei 3 Grad Außentemperatur durchaus wörtlich zu nehmen ist. Da nützt es auch nicht viel, dass das Wasser im Duschsack warm ist.

Von Prescott nach Flagstaff

Von der Wüste fahre ich in Richtung Prescott. Unterwegs komme ich am Montezuma National Monument entlang – Überreste von Bauwerken der hier heimischen Indianer. Der Gebäudekomplex hängt hoch oben an den Bergen und geht auf das 12. Jahrhundert zurück.
Im Endeffekt ist es nur ein kurzer Spaziergang unterhalb des Bauwerkes entlang, aber ein lohnenswerter Fotostop und es ist faszinierend zu sehen, wie man auf die Idee kommt, sich dort oben ein Haus zu bauen.

Ich fahre weiter durch die Berge und den Prescott National Forest bis nach Prescott – und aus meinem Plan, mangels Alternativen eine Nacht auf dem Walmart-Parkplatz zu übernachten, werden schließlich vier Nächte.
Ich finde eine Ecke, in der das WLAN vom Supermarkt bis in den Van hinein reicht – perfekte Voraussetzungen zum Arbeiten. Tagsüber erkunde ich den Watson Lake und den Willow Creek. Beide Seen liegen im Norden der Stadt und haben ein wunderschönes Panorama durch die Steine und Felsen, die bis ans Wasser ragen. An Tag zwei gehe ich vormittags noch bei leichtem Schneefall eine Runde um den See joggen – und bin kaum zurück auf dem Walmart Parkplatz, als ein Schneesturm über uns herein bricht. Binnen weniger Minuten haben wir 30cm Neuschnee, alles ist vereist und kein Mensch mehr auf der Straße. So habe ich den Walmart ganz für mich alleine und werde als einzige Kundin überrascht von allen Mitarbeitern persönlich begrüßt.

Tags drauf wollten Alex und ich uns eigentlich wieder treffen und in ihren Geburtstag hinein feiern. Doch die Straßen sind noch zu glatt und wir wollen kein Risiko eingehen, weswegen sie eine weitere Nacht in Flagstaff bleibt und ich in Prescott. An ihrem Geburtstag treffen wir uns schließlich in Flagstaff und ich lerne das Geburtstagsgeschenk kennen, welches sich Alex selber gemacht hat: 14 kg schwer, pechschwarz und zuckersüß. Die junge Hündin stammt aus dem Tierheim und wird von nun an Alex Begleiterin sein. Die Reise geht zukünftig also zu viert weiter! Und glücklicherweise scheinen sich Wallie und Alika auch auf Anhieb zu verstehen. Grund genug, den Geburtstagsabend ausgiebig zu feiern!

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