03. – 18. Mai 2023

An der Grenze

Es ist bereits dunkel, als Alex und ich an der Grenze vorfahren.
„Good evening!“, begrüße ich den Grenzbeamten.
„Bonjour“, kommt es knapp zurück.
Moment mal.
Wir wollen nach British Columbia einreisen, warum wird hier französisch gesprochen?? Ich bin ein wenig irritiert und überreiche meinen Pass. Kein 10 Minuten später fahre ich bereits weiter.

Ach was haben wir uns bei unserer ersten Grenzüberquerung von Kanada in die USA für Gedanken gemacht! Im Vorfeld sämtliche Lebensmittel aufgefuttert, Vorratslisten geschrieben und uns Gedanken gemacht. In die andere Richtung läuft das Ganze deutlich einfacher ab: es schaut nicht einmal jemand in die Autos hinein. Zwar werden uns die Standard-Fragen gestellt zur Dauer unseres Aufenthalts, unsere geplante Reise, die Autos und unsere Finanzen, doch nach einer kurzen Fragerunde bekommen wir problemlos unseren Pass und dürfen nach Kanada einreisen.

Passenderweise gibt es gleich im ersten Ort hinter der Grenze einen Übernachtungsplatz auf einem Sportplatz – wo Björn bereits auf uns wartet.

Die große Operation

Am nächsten Morgen schafft es Wallie, sich seinen Tumor blutig zu beißen und ich habe Mühe, die Blutung zu stoppen. Gut, dass direkt für den Vormittag der Termin in der Tierarzt-Praxis zur Vorstellung ansteht. Er wird untersucht, das Vorgehen der OP wird besprochen und das Blutbild wird direkt in die Wege geleitet. Damit steht der bevorstehenden Operation nichts mehr im Wege und ich kann ihn am nächsten Morgen abgeben.

Mir gehts überhaupt nicht gut und ich mach mir ziemliche Sorgen. Der Tumor ist immens gewachsen und auch wenn aufgrund der Tumorbeschaffenheit ausgeschlossen werden kann, dass er auf andere Körperteile oder Organe streut, so muss er dennoch großflächig entfernt werden, was bedeutet, dass Teile von Wallies unterem Gebiss entfernt werden müssen. Das klingt einfach alles ziemlich schrecklich und ich frage mich, wie er danach aussehen wird und ob er tatsächlich wieder normal essen und trinken können wird.

Entsprechend ist die Erleichterung schon mal groß, als ich am Nachmittag den erlösenden Anruf erhalte, dass alles gut gegangen ist. Drei Stunden hat die gesamte OP gedauert, Wallie wird nun noch ein paar Stunden betreut, bis er sich halbwegs von der Narkose erholt hat und dann kann ich ihn am Abend abholen.

Mir schmilzt das Herz, als er auf wankenden Schritten auf mich zu kommt und sich an mich kuschelt. Es findet noch die Nachbesprechung statt, ich bekomme seine Medikamente erklärt und dann fahren wir erst einmal nach Hause.

Recovery und Pause

Für die nächsten 14 Tage gibt es Nassfutter für Wallie und er muss für 2 Wochen den „Cone of Shame“ tragen, die Hundehaube, die verhindert, dass er sich die Narbe aufkratzt. Das findet er natürlich im ersten Moment doof und das Schnüffeln und Pinkeln muss erst neu justiert werden, ohne permanent an Bäume anzudocken.

Dafür nehmen wir uns dann auch ausgiebig Zeit. Ich hatte von Anfang an beschlossen, dass ich mit dem Kleinen keine längeren Fahrten unternehmen möchte, sondern ihm die 2 Wochen bis zum Fäden ziehen als Pausenzeit geben möchte. So haben wir beide Gelegenheit, uns von den Anstrengungen der letzten Wochen zu erholen und uns an die neue Situation zu gewöhnen.

Erfreulicherweise geht es ihm bereits nach kurzer Zeit deutlich besser. Er nimmt seine Medikamente ohne Probleme zu sich und verträgt sie semi gut, sein Energielevel ist nach ein paar Tagen wieder auf altem Niveau und die Wundheilung verläuft gut. Zudem muss ich sagen, sieht sein verkürzter Unterkiefer gar nicht so schlimm aus, wie es mir auf Fotos in der Tierarztpraxis gezeigt wurde, er ist und bleibt immer noch ein Süßer.

Crescent Beach

Nach einer Woche in Vancouver brauchen wir mal einen Tapetenwechsel. Zwar haben wir wirklich Glück, dass wir einen tollen Stellplatz am Queen Elizabeth Park gefunden haben, wo es schön grün ist und es im Community Center um die Ecke sogar gratis Duschen gibt. Aber übers Wochenende entscheiden wir dann nach Crescent Beach hinunter zu fahren, um ein bisschen Meer und Sonne zu tanken. Wir genießen es, mal wieder einen Sonnenuntergang am Strand sehen zu können – auch wenn das leider hunderte anderer Menschen mit uns tun.

Wir verbringen zwei Tage in der Region von Crescent Beach und White Rock – die Grenze zur USA befindet sich hier direkt um die Ecke und einen Tag fahren wir sogar noch einmal hin, um uns das Peace Garden Memorial anzuschauen. Der kleine Park ist internationales Gebiet – hier können sich Amerikaner und Kanadier treffen, ohne offiziell über die Grenze zu müssen. Eine Dame aus dem Coffee Shop erzählt uns, dass der Park zur Corona-Zeit besonders beliebt gewesen sei. Hier hätten sich all diejenigen treffen können, die Pandemiebedingt nicht über die Grenze durften. Auf die Art konnte man seine Lieben zumindest tagsüber mal ein paar Stunden sehen.

Das Gebiet ist natürlich extrem videoüberwacht, um sicherzustellen, dass niemand über die Grenze „läuft“ und dann einfach in ein Auto steigt und davon fährt.

Abschied von Vancouver mit Hindernissen

Zurück in Vancouver verbringen wir noch mal eine Nacht am Queen Elizabeth Park – und am nächsten Morgen werde ich von denselben Kontrolleuren angesprochen, die uns bereits an unserem ersten Tag beim Tierarzt besucht haben. Parken sei nur für 3 Stunden gestattet, zwischen 22 und 06 Uhr überhaupt nicht. Es ist nur ein freundlicher Hinweis, ich muss keine Strafe bezahlen, entscheide daraufhin aber, die letzte Nacht lieber woanders zu verbringen.

Mittwochs findet die letzte Kontrolluntersuchung von Wallie statt – der Tierarzt ist sehr zufrieden mit der Wundheilung und die Fäden können gezogen werden. Das bedeutet auch, dass er seinen „Cone of Shame“, seine Halskrause nicht mehr tragen muss. Happy dog!!!

Nicht ganz so glücklich ist Alika dran – sie hatte letzte Woche eine komische Stelle an der Pfote entwickelt, die sich entzündet hat. Der Arzt röntgt die Stelle und stellt fest, dass es schon relativ tief geht und es am sinnvollsten sei, das betroffene Gebiet heraus zu schneiden. Und zack liegt der nächste Hund auf dem OP-Tisch und Alika torkelt noch leicht benommen mit dem Cone of Shame aus der Praxis. Was für ein Mist!! Sie soll sich schonen und in 20 Tagen werden die Fäden gezogen. Das kann allerdings jede Tierarztpraxis machen und da wir keine weiteren 3 Wochen in Vancouver warten wollen, sondern langsam zusehen müssen, dass wir gen Norden kommen, beschließen wir, nach einem weiteren Ruhetag für Alika langsam aufzubrechen.

Das bedeutet: Lebensmittel und Wasser auffüllen, letzte Erledigungen machen und sich darauf einstellen, dass man in den nächsten Wochen potentiell eher weniger auf Zivilisation trifft.

Liebes Vancouver, wir haben noch nicht viel von dir gesehen, aber wir kommen im Oktober definitiv wieder und dann entdecken wir deine Sehenswürdigkeiten!

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