08. – 11. Juni 2023
Smithers – einmal aufstocken, bitte!
Auf dem Weg nach Smithers werden die Berge langsam immer höher und so langsam komme ich in das Gebiet, wie ich mir Kanada von Fotos immer vorgestellt habe. Der Ort selber kündigt sich – wie sollte es anders sein – schon Kilometer vorher mit langen Reklametafeln an. So weiß man immer direkt, welche Lokale und Geschäfte einen vor Ort erwarten 😉
Smithers ist auch tatsächlich die letzte größere Ortschaft für eine ganze Weile – etwa 100 Kilometer westlich von hier biegt der Cassiar Highway gen Norden in Richtung Yukon ab.
Alternativ könnte man weiter westlich fahren und würde über Terrace nach Prince Rupert am Meer gelangen. Hier sind dann auch Ausflüge auf die Insel Haida Gwaii möglich. Das ist mir zeitlich aber alles zu stressig und der Umweg zu groß – mein Fokus liegt darauf, rechtzeitig in den Norden zu kommen und ausreichend Zeit für den Dempster Highway zu haben.
Doch zunächst einmal plane ich ein paar Tage in Smithers zu verbringen, um alles aufzufüllen, was ich brauche und mir Zeit für ein paar der zahlreichen Wanderungen zu nehmen.
Mein erster Stop führt mich zum Canadian Tire, der freundlicherweise eine gratis Wasser- und Abwasserstation zur Verfügung stellt und anschließend geht es weiter in den örtlichen Supermarkt. Die letzten Tage waren mir die frischen Lebensmittel ausgegangen, entsprechend freue ich mich über Obst und Gemüse. Allerdings sollte man wirklich nie hungrig einkaufen gehen…
Twin Falls und Crater Lake
Es gibt zahlreiche Wandermöglichkeiten rund um Smithers: im Driftwood Provincial Park sind gemütliche Spaziergänge möglich und im Babine Mountains Provincial Park ausgiebige Bergtouren. Ich entscheide mich als erste Option für die Twin Falls – zwei hübsche Wasserfälle etwas nördlich von Smithers. Gemeinsam mit Chris, den ich in Prince George kennen gelernt habe und den es diese Woche zufällig beruflich nach Smithers verschlagen hat, mache ich mich auf den Weg.
Der Weg zum Aussichtspunkt ist nicht sonderlich weit, die Aussicht wirklich toll – selbst mit den Mücken. Von hier könnte man auch noch weiter zum Glacier Mulch laufen, da man dafür jedoch einige Höhenmeter hinauf kraxeln muss, wird das zeitlich zu knapp.
Alternativ geht es am nächsten Tag für mich hinauf ins Skigebiet von Smithers – von knapp 1.500 m Höhe kann man hier die Wanderung zum Crater Lake starten.
Das Skigebiet selber befindet sich 24 km außerhalb der Stadt – wovon man 15 km auf einer unbefestigten Piste zurück legt. Angesichts der Staubwolken im Seitenspiegel frage ich mich relativ schnell, warum genau ich gestern eigentlich mein Auto gewaschen habe…?
Die Wanderung selber ist jedoch wunderschön. Zunächst geht es etwas steil bergauf, vorbei an niedlichen kleinen Hütten, die man vermutlich während der Skisaison mieten kann. Kaum hat man den Wald hinter sich gelassen, gelangt man gemütlich über Bergwiesen hinauf zum See.
Ich habe mir schon fast gedacht, dass wir in dieser Höhe noch mal auf Schnee treffen werden – und als Wallie das erste Mal den weißen Untergrund unter seinen Pfoten spürt, ist seine Freude grenzenlos. Manchmal glaube ich, er war in Wirklichkeit ein Straßenhund in Sibirien, nicht im warmen Bulgarien.
Der Crater Lake ist unfassbar schön – Teile des Sees sind noch zugefroren, auf dem anderen Teil treiben die Eisschollen. Ich habe mir ein kleines Picknick mitgenommen und futtere kalte Pizza vom Vorabend, während ich die Aussicht genieße.
Zurück geht es auf demselben Weg, allerdings deutlich schneller. Auf dem Hinweg hat Wallie jedes Schneefeld mitgenommen, beim Abstieg hat er vermutlich schon das Bett im Camper vor Augen.
Hazelton und Totems
Ich verbringe eine weitere Nacht in Smithers am Fluss und erledige letzte Besorgungen am nächsten Tag, dann geht die Fahrt weiter. Kurz hinter Smithers lohnt sich ein kurzer Stop am Witset Canyon – hier verläuft eine Holzbrücke über den Fluss und man kann sich ein wenig die Beine vertreten.
Auch in Hazelton sollte man einen Stopp einplanen – über eine einspurige Hängebrücke gelangt man noch Old Hazelton, wo man sich ein wenig in die Zeit zurück versetzt fühlt, als in den Gebieten noch nach Gold und anderen Schätzen gesucht wurde. Viele alte Häuser aus dem frühen 20. Jahrhundert geben dem Ort ein wenig den Eindruck, die Zeit sei stehen geblieben.
Die Kreuzung in Kitwanga markiert die Grenze, wo man sich entscheiden muss, ob man gen Norden oder nach Westen weiter fahren möchte. Die Ortschaft selber ist winzig, es lohnt sich aber, kurz durch sie hindurch zu fahren und an den markanten Totems zu halten – für die Stämme der First Nations hier in Kanada ein kraftvoller Ausdruck ihrer mythischen Glaubensvorstellungen.
In Kitwanga biege ich schließlich auf den Cassiar Highway gen Norden ab. Gute 800 Kilometer abseits der Zivilisation liegen vor mir – ohne Handyempfang, dafür mit ausreichend Platz auf der Speicherkarte, um die endlosen Berglandschaften festzuhalten.
Let’s go…