Niagarafälle – ein Must-See?

23. – 25. August 2022

An den weltbekannten Niagarafällen

Mein Bedarf an Städten ist erst mal erfüllt, daher bin ich froh, als wir die Reise in Richtung der Niagarafälle fortsetzen können. Zunächst einmal gibt es aber noch letzte organisatorische Angelegenheiten in Toronto zu klären: Sebastian baut Alex eine Steckverbindung ein, damit sie die Pumpe vom Strom trennen kann, wenn sie ihre Wasserkanister auffüllt. Währenddessen mühe ich mich mit meiner Kamera ab, denn diese möchte plötzlich keine WLAN Verbindung mehr zum Handy herstellen, was das Übertragen der Fotos schwierig bis unmöglich macht. Als improvisierte Notlösung kaufe ich mir erst mal ein Kartenlesegerät, um die Speicherkarte der Kamera vom Computer auslesen lassen zu können.
Später als gedacht brechen wir daher auf. In den Gairloch Gardens unternehmen wir einen Spaziergang mit Wallie entlang des schillernden Lake Ontarios und zwischen herrlichen Blumen hindurch. Ansonsten folgen wir einfach dem Verlauf des Lake Ontarios bis Hamilton und wechseln dort angesichts der fortgeschrittenen Uhrzeit auf den Highway.

Kurz vor den Niagarafällen gibt es einen kostenlosen Parkplatz, auf dem wir die Nacht verbringen. Von hier sind es 15 Minuten bis zum wohl berühmtesten Wasserfall der Welt. Diese legen wir am nächsten Tag im Dunklen zurück – wir wollen zum Sonnenaufgang am Wasserfall sein, das heißt, die Nacht endet bereits um 4 Uhr.

Der Sonnenaufgang an den Niagarafällen

Da anzunehmen ist, dass in einem touristisch derart ausgeschöpften Gebiet wie den Niagarafällen ohnehin fürs Parken gezahlt werden muss, suchen wir uns direkt den zentralsten Parkplatz am Table Rock. Von hier hat man von kanadischer Seite den besten Ausblick auf die Horseshoe Falls. Die Horseshoe Falls sind der Wasserfall mit der Rundung – und somit der Wasserfall, an den die meisten denken, wenn sie an die Niagarafälle denken. Tatsächlich bestehen die Fälle jedoch aus mehreren Wasserfällen: auf amerikanischer Seite befindet sich noch der Bridal Viel Falls, der sich in die Schlucht hinunter stürzt.

Vom Parkplatz am Table Rock muss man wirklich nur über die Straße und ist schon da – was in unserem Fall bedeutet, dass wir über den Zaun klettern müssen, da wir im Dunklen nicht sehen, dass es weiter oben einen Durchgang gegeben hätte. Tagsüber kann man auch entspannt durch das Table Rock Welcome Center gehen, das hat nur seltsamerweise morgens um kurz nach 5 Uhr noch nicht geöffnet.
Als wir an den Wasserfällen ankommen, hören wir ihn mehr, als dass wir ihn sehen. Tatsächlich sieht man hauptsächlich die riesige Gischtwolke, die durch das Herunterfallen der tosenden Wassermassen entstehen. Doch je mehr sich das Licht dazu gesellt, umso eindrücklicher wird es und als schließlich der Himmel beginnt sich zu färben – da weiß ich gar nicht mehr, was ich zuerst fotografieren möchte.

Der Sonnenaufgang an den Niagarafällen ist wirklich, wirklich wunderschön. Und das schönste daran ist: man hat seine Ruhe. Mit uns sind gerade einmal eine Handvoll Leute da.

Lohnt es sich also, so früh aufzustehen? Diese Frage lässt sich ganz klar mit einem JA beantworten.

Die Niagarafälle bei Tag und Nacht

Der erste Eindruck des Gebiets um die Niagarafälle lässt schon vermuten, was hier tagsüber für Touristenmassen abgehandelt werden, doch was soll ich sagen: an diesem Tag sind wir eben auch nichts anderes als Touristen. Und irgendwie hat man das Gefühl, wenn man einmal im Leben an den Niagarafällen ist, dann möchte man auch einen Teil der angebotenen Attraktionen mitnehmen.

Da es noch zu früh ist und alles geschlossen ist, beginnen wir den Tag mit einem Spaziergang zum Clifftop Hill – eine Art kanadisches Las Vegas in klein. Casinos stehen neben riesigen Hotelkomplexen, um die Massen zu versorgen und dazwischen befinden sich Shows, Geisterbahnen, eine Dinosaurier-Minigolfanlage, Souvenirshops und Fressbuden. Nicht schön, aber irgendwie auch nicht überraschend.
Mittendrin befindet sich auch der Skylon Tower – ein 158m hoher Turm, dessen Eintritt mit 22 Dollar zwar recht happig ist, aber der natürlich einen wahnsinnig tollen Blick auf die Niagarafälle von oben bietet.

Wir haben uns im Vorfeld überlegt, welche Attraktionen für uns interessant sind und haben dann abgewägt, ob sich für uns einer der angebotenen Touristenpässe rentiert – darin sind verschiedene Eintritte enthalten und man kommt günstiger, als wenn man die einzelnen Eintritte bezahlt. In unserem Fall hat es sich aber nicht gelohnt.
Kurzzeitig war mal der Gedanke da, einen Helikopterflug zu machen – sicherlich ein unglaubliches Erlebnis über den Niagarafällen zu kreisen. 190 Dollar für 9 Minuten Flug sind aber auch ein eeecht ordentlicher Preis. Den Stundenlohn hätte ich gerne einmal 😉

Der Skylon Tower ist da die deutlich günstigere Alternative zum Helikopter Flug. Hunde sind eigentlich nicht erlaubt, doch die Kassiererin findet Wallie so niedlich, dass sie meint, ich solle einfach behaupten, er sei ein Service Dog und lässt mich durch. Tja, mein Hund öffnet Herzen und Türen (wenn er nicht gerade ein Stinktier sieht und sich deswegen absolut daneben benimmt).

Vom Skylon Tower laufen wir zurück zum Table Rock, wo die Journey behind the Falls unternehmen. Mit 26 Dollar ebenfalls nicht ganz günstig, aber dafür bekommen wir einen schicken gelben Regenponcho und werden mit einem Fahrstuhl 54m tiefer befördert. Hier kann man durch ein Tunnelsystem zu zwei Punkten laufen, die einen effektiv hinter dem Wasserfall stehen lassen. Auf mich wirkt es um ehrlich zu sein eher so, als ob man bei heftigem Regen aus dem Fenster schaut – man sieht einfach nichts. Aber klar, der Gedanke, dass man gerade hinter dem berühmten Wasserfall steht, ist wohl eher das, was es so besonders macht.

Schon anders verhält es sich da mit dem Aussichtspunkt, der außerhalb des Tunnelsystems liegt. Hier befindet man sich nämlich auf Höhe des Niagaraflusses und ist ganz nah dran an den tosenden Wassermassen. Dafür wird dann auch der Regenponcho benötigt.
Der Ausblick ist wirklich toll, insbesondere weil gerade eines der Schiffe vorbei fährt und sich ein fantastischer Regenbogen bildet. Fast ein wenig kitschig.

Eigentlich wollten wir ursprünglich die Schiffsfahrt auch noch mit machen – nachdem wir aber sehen, dass die Schiffe auch nicht näher an den Wasserfall heran kommen, entscheiden wir, dass wir uns das Geld sparen können, da es sich nicht mehr wirklich lohnen wird für uns.
Stattdessen zaubern wir uns ein Abendessen und machen etwas Pause vom langen Tag, bevor wir zum abendlich stattfindenden Feuerwerk um 22 Uhr wieder parat sein wollen. Etwas oberhalb vom Parkplatz am Table Rock gibt es einen Parkplatz, der auch nachts geöffnet ist – über einen kleinen Schleichweg durch den Wald wäre man dann in 5 Minuten wieder unten bei den Wasserfällen. Doch leider fängt es plötzlich an zu regnen und der Weg wird so rutschig, dass wir spontan doch noch mal mit dem Auto runter fahren müssen – und dadurch das Meiste vom Feuerwerk verpassen. Das ist schade, doch die Illumination des Wasserfalls geht dafür bis 1 Uhr nachts und entschädigt uns für das verpasste Feuerwerk.

Der Wasserfall wird abwechselnd in amerikanischen und kanadischen Flaggenfarben illuminiert – und damit geht ein unglaublich eindrücklicher und fotolastiger Tag zu Ende.

Niagara Glen Nature Reserve und Niagara on the lake

Wer denkt, dass die Niagarafälle das einzige Highlight der Region ist, der hat sich getäuscht. Der gesamte Niagara Parkway zwischen Niagara on the Lake und Port Erie im Süden ist mit verschiedenen Möglichkeiten gesät, wie man Zeit verbringen kann.

Die Wege von Sebastian, Alex und mir trennen sich erst mal wieder: ich möchte den Beiden etwas Zeit zu Zweit geben und die Zeit für mich und meine Artikel nutzen. 
Für Wallie und mich geht es also zunächst gen Norden ins Niagara Glen Nature Reserve, ein Park, in dem man auf schattigen Wegen innerhalb der Schlucht laufen kann und dabei immer mal wieder einen Blick auf den Niagarafluss erhascht. Es ist im übrigen eines der wenigen Dinge, die man im Niagara-Gebiet gratis machen kann. 

Als ich vom Spaziergang zurück komme, habe ich einen Strafzettel am Auto. Na toll. Sowas hatte ich schon befürchtet. Alex und ich hatten am Vortag beim Recherchieren der Parkbedingungen einen Jahrespass entdeckt, mit dem zwei Fahrzeuge unbegrenzt im gesamten Gebiet der Niagarafälle kostenfrei parken können. Für 40$ fast ein Schnäppchen, wenn man bedenkt, dass man auf manchen Parkplätzen 10$ für 30 Minuten zahlt. Nur leider können wir den Pass natürlich nicht ausdrucken, sondern haben ihn nur digital auf dem Handy, womit man nichts hat, das man hinter die Windschutzscheibe legen kann. Während ich noch versuche, die angegebene Telefonnummer auf dem Strafzettel anzurufen, um zu erklären, dass ich ja eigentlich ein Ticket habe, kommt mir der Kontrolleur entgegen. Ich erzähle ihm meine Geschichte, er meint erst, ich müsse das selber mit der Telefonnummer klären, doch als ich beteure, dass ich niemanden erreiche, da der Empfang hier so schlecht sei, nimmt er mir den Strafzettel wieder ab und meint: „You know what? I can solve that for you.“ – „Weißt du was? Ich klär das für dich.“

Glück gehabt, so schnell wie ich meinen ersten Strafzettel erhalten habe, bin ich ihn auch wieder los 😉

Vorbei am Helikopterlandeplatz und einer Seilbahn, die über der Niagara-Schlucht entlang schwebt, geht es nach Niagara on the lake. Der Ort hat eigentlich nichts mehr mit dem Wasserfall zu tun, profitiert aber natürlich von den Touristenmassen, die sich tagein, tagaus die Straße entlang wälzen (die Niagarafälle haben mehr als 12 Millionen Besucher pro Jahr…).
Das Ortsbild ist auch wirklich hübsch anzusehen, es gibt einige historische Häuser, die in Kombination mit den schön gepflanzten Blumen tolle Fotos abgeben. Dazwischen drängen sich Cafés, Boutiquen und Souvenirshops. Ich nutze Niagara on the lake für einen Spaziergang mit Wallie, bin ansonsten aber froh, wenn ich zeitnah mal wieder in Regionen komme, wo es weniger überlaufen zugeht.

Leave a Comment

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert