30. September – 04. Oktober 2022
Über die Rocky Mountains in den Yellowstone Nationalpark
Einer der bekanntesten Nationalparks der USA ist der Yellowstone – er ist zudem auch der erste und somit älteste Nationalpark Amerikas. Ganz klar, dass wir uns den nicht entgehen lassen können und wollen!
Vom Custer State Park östlich der Rocky Mountains gilt es allerdings zunächst mal ein ganzes Stück Fahrtstrecke hinter uns zu bringen. Gute 700 km liegen vor uns.
Von Custer führt der Weg hinauf zum Highway, dem wir bis Buffalo folgen. Buffalo wird seinem Namen gerecht und hat etliche schöne Zeichnungen von Büffeln an den Hausfassaden. Von hier entscheiden wir uns für die Scenic Route auf der Route 16 und überqueren die Rocky Mountains durch den Big Horn National Forest inmitten einer tollen Bergkulisse. Auch die herbstlichen Bäume machen einen schönen Kontrast. Wir unternehmen eine kurze Wanderung zum High Park Fire Lookout und spazieren am Meadow Lark Lake. Auf der anderen Seite des Passes fahren wir durch atemberaubende Berglandschaft wieder hinab ins Tal. Hier verstehe ich auch, woher die Rocky Mountains ihren Namen haben – waren die Berge zunächst grün bewachsen, sind die auf dieser Seite rau, steinig und unglaublich imposant.
Die Rocky Mountains werden oft als Wetterscheide beschrieben und wir erleben sie auch direkt so: kaum im ersten Örtchen westlich der Rockies angekommen, fegt ein Sturm über uns hinweg. Vermutlich die Ausläufer des Orkans, der in letzter Zeit im Süden der Staaten für Verwüstung gesorgt hat.
Wir entscheiden uns daher spontan gegen unseren angepeilten Schlafplatz mitten in der Natur und fahren stattdessen nach Worland, wo wir im Windschutz der Häuser die Nacht verbringen. Von hier geht es am nächsten Tag zielstrebig die letzten 300km in den Yellowstone Nationalpark.
Die Landschaft wechselt gefühlt hinter jeder Kurve – von goldenen Feldern hin zu verlassenen Mondlandschaften und zerklüfteten Canyons ist alles dabei. Allein die Fahrt ist eine Sehenswürdigkeit. Im kleinen Ort Cody tanken wir nochmals voll und füllen unsere Kühlschränke – Cody ist der letzte Stop vorm Nationalpark.
Die Route 20 von Cody in den Nationalpark gilt als Scenic Route – absolut zu Recht. Lustigerweise ändert sich die Landschaft in dem Moment, wo man den Eingang zum Nationalpark betritt, abrupt – war man zuvor inmitten eines unwirklich anmutenden Canyon mit steilen Schluchten unterwegs, ist man plötzlich einfach im Wald. Hier und da lugt ein See hervor, ansonsten ist die Fahrt bis zum Campingplatz in Fishing Bridge jedoch fast schon unspektakulär. Klar, wir sind die letzten Monate natürlich auch sehr mit tollen Aussichten verwöhnt worden, aber der erste Teil im Yellowstone Nationalpark könnte auch ein beliebiger Streckenabschnitt auf dem Transcanadian Highway sein.
Übernachten im Yellowstone
Aufgrund seiner Größe haben wir zwei Tage für den Yellowstone Nationalpark eingeplant, um sowohl den oberen, als auch den unteren Loop fahren zu können. Da Wildcampen im Nationalpark strikt verboten ist, bleibt uns nichts anderes übrig, als auf die Campingplätze zurück zu greifen. Davon haben allerdings nur noch drei geöffnet, die anderen haben die Saison bereits beendet. Und da wir erst spontan am Morgen gebucht haben, blieb uns nichts anderes übrig, als die erste Nacht auf dem Campingplatz in Fishing Bridge zu buchen und die zweite Nacht in Madison.
Der Campingplatz in Fishing Bridge schlägt mit 95$ ordentlich zu Buche – und wer erwartet, dafür etwas Besonderes zu erhalten, der irrt. Hier bezahlt man einzig und allein für den Standort. Der Campingplatz ist ein unfassbar hässlicher, riesiger Asphaltplatz, auf dem sich hunderte von Reisemobilen tümmeln. Als wir ankommen, wollen wir am Liebsten direkt wieder gehen.
Hinzu kommt, dass wir auf eine andere Art von Campern auf diesem Platz treffen, als wir es sind: die Wohnmobilanhänger sind mindestens 15m lang und haben noch ausfahrbare Elemente zur Seite, überall werden Fahnen aufgehangen, die SAT-Schüssel installiert und der Grill vor die Tür gestellt. Unsere Camper wirken inmitten von diesen XXL-Campern wie kleine Babys. Der einzige Vorteil daran ist, dass wir aufgrund unserer Länge zu zweit in eine Campingbucht passen und den Campingplatz daher nicht zweimal bezahlen müssen.
Um den unverschämt hohen Preis wieder wett zu machen, nutzen wir die Dusche am nächsten Morgen dafür extra lang – und selbst dafür müssen wir noch kämpfen, da im Preis eigentlich nur 2 Personen für die Dusche inkludiert sind.
Route 1: Wasserfälle, Canyons und Hot Springs (Upper Loop)
Frisch geduscht machen wir uns dann an die Erkundung des Nationalparks.
Von Fishing Bridge halten wir uns nördlich in Richtung des Canyon: hier befinden sich auch die schönsten Wasserfälle im Park, der Upper und der Lower Fall. Vom Artist Point hat man einen besonders tollen Ausblick auf den Wasserfall.
Auch der Canyon ist wirklich sehenswert. Es gibt gefühlt aller paar Meter eine Haltemöglichkeit und wer möchte, kann auf dem Rim Trail auch entlang des Canyon laufen.
Weiter nördlich schließt sich ein Tal an, in dem man gut Tiere beobachten kann – wir sehen etliche Büffel und Elche und eine aufgeregte Gruppe berichtet von einem Grizzlybären, doch selbst durch das Fernglas können wir nur einen kleinen schwarzen Punkt ausmachen, von dem ich nicht wirklich sagen könnte, ob es ein Bärenkopf oder ein nasser Ast ist.
Die Mammoth Hot Springs im Norden des Parks sind bekannt durch ihre terrassenartigen Steinformationen, die in verschiedenen Farben schimmern und in denen das Wasser dampft. Das Ganze ist wirklich toll anzusehen und es gibt auch Stellen, in denen man in den Hot Springs baden kann, allerdings muss man sich darüber im Klaren sein, dass ein permanenter Schwefel-Geruch in der Luft liegt, der stark an faule Eier erinnert.
Unser Weg führt von den Mammoth Hot Springs wieder gen Süden über Norris nach Madison. Der Campingplatz dort ist zwar auch für Massentourismus ausgelegt, aber zumindest befinden sich die Stellplätze im Wald und man hat das Gefühl, in der Natur zu sein. Definitiv die bessere Wahl und auch deutlich schonender für den Geldbeutel! (Knappe 30$ pro Nacht, dafür jedoch keine Duschen).
Route 2: die bunten Quellen und Geysire (Lower Loop)
Von Madison fahren wir eine knappe halbe Stunde südlich, um in das Gebiet der Geysire zu kommen. Geysire sind wie eine Art Mini-Vulkane, die jedoch statt Lava Wasser spucken, was zu dem Phänomen führt, dass in mehr oder weniger regelmässigen Abständen Wasserfontänen in die Luft gespritzt werden. Der bekannteste Geysir im Yellowstone Nationalpark ist der Old Faithful – vermutlich aus dem Grund, weil er am einfachsten zugänglich ist und mehr oder weniger pünktlich alle 90 Minuten ausbricht.
Leider muss ich gestehen, dass ich das Spektakel ein wenig enttäuschend finde – das mag aber daran liegen, dass es bei uns sehr bewölkt ist und sich dadurch der Rauch und das Wasser gar nicht wirklich vom wolkenverhangenen Himmel abheben. Vom Old Faithfull Geysir kann man einen 2,5km langen Spaziergang durch rauchendes Geysirgebiet bis zum Morning Glory unternehmen. Hierbei handelt es sich um ein farbenfrohes Wasserloch, das wirklich schön anzusehen ist. Warntafeln bitten darum, keine Objekte ins Wasser zu werfen – die fragile Algenstruktur, welche für die bunten Farben verantwortlich sind, wird dadurch zerstört. Ich finde es traurig, dass darauf überhaupt hingewiesen werden muss. Wie kommt man denn auf die Idee, seinen Müll inmitten so schöner Natur zu entsorgen?
Die Landschaft ist faszinierend: vom Weiten betrachtet, wirkt es immer so, als würde die Erde brennen. So als hätte gerade eine Kriegsschlacht statt gefunden und überall würde es noch von den Bomben brennen. Komplette Endzeit-Stimmung. Eigentlich die perfekte Filmkulisse.
Vom Nahen betrachtet ist man dann über die verschiedenen Formen der Geysire überrascht: der eine wirkt wie eine kleine Burg, der andere wie ein Teekessel und dazwischen gibt es auch einfach jede Menge türkisfarbene Wasserlöcher, die fröhlich vor sich hin blubbern.
Prismatic Springs – das Aushängeschild des Yellowstone Nationalparks
Ein typisches Fotomotiv vom Yellowstone Nationalpark ist das farbenfrohe Wasserloch der Prismatic Springs. Wir haben am Tag unserer Ankunft im Park bereits einen kurzen Abstecher dorthin gemacht, die Quelle allerdings nur von unten gesehen, wo man sie gar nicht wirklich erfassen kann. Durch die permanenten Rauchschwaden, die aufsteigen, bekommt man keinen wirklich guten Eindruck der Farben, dafür muss man einen kleinen Spaziergang zum Prismatic Springs Overlook auf der anderen Flussseite unternehmen. Von dort oben erhält man dann das typische Postkarten-Motiv des Nationalparks.
Damit ist für uns auch der letzte Punkt auf der to-do-Liste im Yellowstone Nationalpark abgehandelt.
Mein Fazit: es ist ein extrem vielfältiger und toller Nationalpark. Von Wasserfällen, über heiße Quellen und Geysiren bis hin zu Wildlife-Beobachtungen ist alles dabei.
Auf zum nächsten Nationalpark: der Grand Teton
Gerade mal eine halbe Stunde südlich vom Yellowstone Nationalpark wartet bereits der nächste wunderschöne Park auf uns: die Gletscherberge des Grand Teton Nationalparks sind schon von Weitem auszumachen. Der Park ist für allerlei Aktivitäten beliebt: Wandern, Klettern und Angeln stehen dabei ganz vorne auf der Liste.
Wir beginnen unsere Rundfahrt durch den Park auf der Hauptstraße, die mit Aussichtspunkten gesät ist. Aller paar Meter könnte man anhalten, da sich ein neues tolles Fotomotiv auf das Bergmassiv ergibt. Südlich im Park liegt die Mormon Row, wo es alte Häuser der Mormonen zu sehen gibt – angeblich das bekannteste Fotomotiv im Park, ich finde es aber ein wenig enttäuschend.
Wir übernachten etwas abseits der Hauptstraße auf einem zugelassenen Campground, der gratis Campen bis zu fünf Tage erlaubt – die besten Spots direkt vorne an der Aussicht sind natürlich schon vergeben, aber der Blick ist dennoch toll. Tags drauf fahren wir die Teton Park Road entlang – diese ist gespickt mit den Startpunkten zu zahlreichen Trails.
Wir entscheiden uns für eine Tour am Jenny Lake – wir parken ein Auto nördlich am See und fahren mit dem anderen in den Süden zum Jenny Lake Visitor Center, von wo wir unsere Wanderung starten. Auf die Art müssen wir nur eine halbe Runde um den See laufen. Wir sind dennoch gute 4 Stunden unterwegs, da wir unterwegs den Hidden Falls Wasserfall und den Aussichtspunkt Inspiration Point mitnehmen.
Die Wanderung kann ich sehr empfehlen – anfangs startet sie als gemütlicher Spaziergang entlang des Sees, schlängelt sich dann aber über steinige Wege hinauf in die Berge zum Aussichtspunkt, um durch herrlich herbstliche Wälder wieder hinab zum See zu fallen.
Da die Wanderung doch etwas länger ging als gedacht, verbringen wir die Nacht am Visitorcenter in Moose, kurz hinter dem Parkausgang.
Von hier heißt es am nächsten Tag Abschied nehmen von der herrlichen Vielfältigkeit der Nationalparks der letzten Tage – jetzt steht wieder etwas Strecke machen auf dem Plan.