27. Juli – 02. August 2022
Von La Patrie nach Saint Adrien
Auf unserem Weg von Québec nach Montreal wollten wir ursprünglich einen Abstecher über die sogenannte „Route des Sommets“ machen – eine 193km lange Panoramastrecke durch die Berge des südlichen Québec, ganz nah an der amerikanischen Grenze. Durch die Autoproblematik haben wir das ja alles ausgelassen und sind auf direktem Wege entlang des Saint Lawrence Rivers nach Montreal gefahren. Da durch die Wartezeit auf die Ersatzteile jetzt aber unerwartet doch noch Zeit ist, hole ich diesen Streckenabschnitt nun nach.
Von Sherbrooke fahre ich zunächst gute 60km östlich nach La Patrie. Hier beginnt (oder endet, je nachdem) die Route des Sommets (was man in etwa mit der „Gipfelroute“ übersetzen könnte).
La Patrie ist ein winziges Örtchen mit einer Tankstelle, einem Tante-Emma-Laden und keinem Sendemasten. Die erste Nacht verbringe ich also direkt ohne Empfang, dafür jedoch auf einem idyllischen Picknickplatz 2 km außerhalb des Ortes. Die Einheimischen haben hier 5 Parzellen errichtet, jede mit eigener Feuerstelle, es gibt eine Toilette und Mülleimer – und das Ganze darf gratis benutzt werden!
Am nächsten Tag wollte ich eigentlich in den Mont Megantic Nationalpark, entscheide mich dann aber in letzter Sekunde dagegen: ich habe verschiedene Angaben gelesen, ob Hunde nun im Park erlaubt sind oder nicht und möchte es gerne erst einmal online überprüfen, bevor ich den Weg auf mich nehme und den Eintritt umsonst bezahle.
Also wandern wir spontan aufs Scotch Cap stattdessen – hier ist kein Eintritt fällig und in gemütlichen 1,5 Stunden haben wir die Runde hinter uns gebracht.
Anschließend fahren wir weiter nach Frontenac direkt am Lac Megantic – es ist so ziemlich der einzige größere Ort der Region und hier habe ich dann auch mal wieder etwas Empfang. Die Nacht verbringe ich auf einem Parkplatz mit Aussichtsturm auf den See – auch hier gibt es zwei Feuerstellen und dieses Mal nutze ich die Chance für ein Lagerfeuer. Es ist das erste Lagerfeuer, welches ich komplett alleine mache – irgendwie etwas ungewohnt, aber irgendwie auch schön. Außerdem habe ich ja eine kleine Fellnase, die mir ganz treu und brav zu den Füßen liegt – sollte von irgendwoher Gefahr kommen, würde meine persönliche Alarmanlage schon anschlagen.
Am nächsten Tag sind Wallie und ich etwas motivationslos – die Hitze macht uns zu schaffen und irgendwie sind wir einfach müde vom permanenten Planen, Organisieren und Reiseberichte aufarbeiten. Wir gönnen uns also mal einen eher ruhigen Tag, spazieren kurz am Monte de la Croix in Frontenac entlang und verbringen die Nacht direkt im Ort auf einem Parkplatz am See.
Tagsdrauf ist die alte Energie wieder hergestellt und wir gehen noch mal das Vorhaben mit dem Mont Megantic Nationalpark an.
Der Mont Megantic Nationalpark
Tatsächlich gibt es nur eine Rundwanderung im Park (vom Visitorcenter bis hinauf zum Gipfel des Mont Megantic, ca. 5 Stunden), die für Hunde zugänglich ist – alles andere, auch die viel fotografierte Kirche St. Joseph sind strikt verboten. Allerdings führt eine Straße durch den Park – es spricht also nichts dagegen, mit dem Camper zur Kirche zu fahren, dort Fotos zu machen und anschließend weiter zur „hundefreundlichen“ Strecke zu fahren. Auf die Art verpasst man nichts und Wallie bleibt für das Foto einfach kurz im klimatisierten Auto 😉
Wir parken schließlich direkt auf dem 1.110m hohen Gipfel des Mont Megantic, wo sich auch das Observatorium zur Sternbeobachtung befindet. Im Park wird regelrechte Sternforschung betrieben und immer mal wieder findet man Informationstafeln, die einen über Planeten und das Sternsystem informieren.
Vom Gipfel laufen wir eine kleinere Runde über den „La Grande Ourse“, den Zeltplatz im Nationalpark und kommen damit auf eine angenehme 2,5 Stunden-Runde. Verglichen mit anderen Parks ist dieser herrlich leer und das Wandern ist sehr angenehm.
Vom Park aus fahren wir nach Notre Dame de Bois, einem kleinen Örtchen mit riesiger Kirche und Blick auf den Mont Megantic. Hier können wir am Schulhaus stehen und es gibt sogar WLAN.
Am nächsten Tag wollen wir eigentlich weiter in den Mont Gosford Nationalpark, doch als ich morgens aus dem Van steige, liegen dicke Wolken über den Bergen. Das Wetter motiviert mich eher zu meiner Kuscheljacke und Tee im Van, anstatt zu Wanderkleidung. Und so tue ich das einzig Richtige und höre auf mein Bauchgefühl. Wir verbringen also einen weiteren Tag in Notre Dame de Bois, Wallie geniesst mal einen ruhigen Tag nach der Anstrengung der letzten Tage und ich nutze die Zeit zum Schreiben. Ich merke, dass es mir gut tut, solche Pausen einzulegen, anstatt immer nur „Erleben“ zu wollen.
Selber Spot – neuer Tag. Am Morgen lacht die Sonne wieder über den Bergen und ich beschließe, meinen Wandertag nachzuholen.
Wandern im Mont Gosford Nationalpark
Beim Kassenhäuschen des Mont Gosford Nationalparks bekomme ich meine Optionen aufgezeigt: ich kann entweder direkt von hier loswanden, dann brauche ich 6 Stunden für die Gipfeltour oder zu einem Parkplatz im Park fahren, von wo aus ich nur 3 Stunden brauche. Allerdings müsse ich dann auch Eintritt für das Auto (12 CAD) und eine Gebühr fürs Campen (16 CAD) bezahlen. Hier außerhalb des Parks auf dem Parkplatz könne ich kostenfrei stehen.
Da muss ich doch nicht zweimal drüber nachdenken, bezahle also lediglich die 5 CAD Eintritt für mich und starte mit Wallie auf die lange Tour: ich hatte ohnehin mal vor, eine Ganztageswanderung zu machen.
Der Weg selber verläuft eigentlich die gesamte Zeit durch den Wald, dafür wird man auf dem Gipfel (1.193m) mit einem spektakulären Panorama der kanadischen und amerikanischen Berge belohnt. Tatsächlich ist die Grenze zur USA hier direkt um die Ecke und mein Handy wählt sich das erste Mal in amerikanisches Netz ein.
Saint Sebastian und das Granitmuseum
Tags drauf folge ich weiter der Route des Sommets über den Lac Megantic bis nach Morne de Saint-Sebastian. Hier befindet sich das Maison de la Granite, eine Art Granitmuseum, welches jedoch montags geschlossen hat. Der Vorteil daran ist, dass sich dadurch niemand daran stört, dass ich am Van kurz meine Solardusche nutze und anschließend den Abend am tollen Aussichtspunkt verbringe. Am nächsten Tag unternehme ich von hier aus die kleine Wanderung auf den Gipfel Saint Sebastian – verglichen mit den Touren der letzten Tage sind die 3,8km eher ein gemütlicher Spaziergang, doch die Aussicht vom 824m hohen Gipfel ist trotzdem schön.
Damit nehme ich auch langsam Abschied von den Bergen der Route des Sommets – bereits am Lac Aylmer ist die Landschaft relativ flach. Der Mont Ham wäre die letzte große Erhebung der Region, doch dieser ist strikt für Hunde verboten. Ohne Hund – ohne mich!
Ich verbringe die Nacht also am Lac Aylmer in einem Örtchen namens Disraeli und trete am nächsten Tag die Rückfahrt nach Montréal an. Saint Adrien ist der offizielle Endpunkt der Panoramastrecke – ähnlich wie in La Patrie gibt es hier aber nicht viel zu sehen.
193km entlang der Route des Sommets – es war ein wunderschöner Ausflug!
Eine sehr schöne Gegend zum Wandern, die Ausblicke sind phantastisch.