Canton de l`Est

20. – 26. Juli 2022

Unterwegs in die östlichen Gebiete von Montréal

Um von Mont Tremblant in die südlich gelegene Region der „Canton de l`Est“ zu gelangen, muss ich zunächst wieder einmal komplett durch Montreal. Ich würde ja sagen, dass das ein wenig nervt, aber mittlerweile habe ich mich so an diese Stadt und ihren stockenden Verkehr gewöhnt, dass ich bald schon als Einheimische durchgehe.
Spotify spielt an diesem Tag italienische Musik für mich und so manövriere ich mich lauthals singend zu „Bella Ciao“ durch die französisch klingende Stadt. Ich war schon immer ein Rebell.

Südlich von Montreal fahre ich über die riesige Brücke und entdecke das erste Mal Straßenschilder, die nach New York führen. Schon verrückt, dass New York eigentlich direkt um die Ecke ist.

Nach knapp 3 Stunden und 250 km erreiche ich den See Lac Brome. Wirklich viele Übernachtungsmöglichkeiten gibt es nicht in der Region und schon gar nicht am See, da alles private Grundstücke sind. Doch die Touristeninformation bietet eine passende Gelegenheit zum Schlafen und darüber hinaus auch eine stabile Wlan-Verbindung.
Am nächsten Tag fahre ich über Knowlton nach Bromont. Hier gönne ich mir bei strahlendem Sonnenschein ein Eis – und finde mich 5 Minuten später im absoluten Regenguss wieder. Kurz darauf scheint wieder die Sonne – das Spiel wiederholt sich noch ein, zwei Mal.

Wandern im Park von Sutton

Dank der App «iOverlander» finde ich einen Parkplatz am Skilift in Sutton – und es gefällt mir so gut, dass ich spontan drei Nächte bleibe.

Tagsüber kann ich in einer abgeschiedenen Ecke im Schatten der Bäume parken, abends fahre ich dann vor und genieße die schönsten Sonnenuntergänge. Die erste Nacht bin ich alleine, die Folgenächte gesellen sich weitere Camper dazu – klar, es ist Wochenende. Ich sehe allerdings lediglich Quebecer Kennzeichen, niemanden, der von weiter weg kommt.

Komisch, dass sich hier so wenig Touristen hin verirren – die Region gefällt mir jetzt schon sehr gut. Man hat hübsche Orte, viele Wanderwege und kann tolle Fotos machen. Angesichts der fehlenden Lichtverschmutzung durch große Städte in der Nähe probiere ich mich sogar mal wieder an ein paar Aufnahmen des Sternenhimmels.

Im Winter werden die Berge von Sutton rege zum Skifahren genutzt – im Sommer wird der Park hingegen von der SEPAQ betrieben. Daher gilt der kanadische Nationalparkpass leider nicht und es fallen zusätzliche Eintrittsgebühren an. Das erfahre ich allerdings erst, nachdem ich die erste Wanderung schon hinter mich gebracht habe. Upsi. Hatte mich schon gewundert, was die anderen Wanderer alle für komische Zettel an ihrem Rucksack hängen hatten. 

Meinen ersten Hike zum Lac Spruce unternehme ich also unwissenderweise als blinder Passagier. Das tut der Schönheit der Wanderung natürlich keinen Abbruch. Über schöne schattige Wege erreichen Wallie und ich den Mud Pond und schließlich den Lac Vogel, wo wir eine kleine Pause einlegen. Anschließend geht es zum Lac Spruce und von dort im Rundweg zurück zum Parkplatz. Insgesamt eine wunderschöne Wanderung, die ich nur empfehlen kann! (Ca. 6km, etwa 2 Stunden.)

Den Nachmittag verbringe ich im Schatten der Bäume – da mein Camper mir Sichtschutz bietet, nutze ich die Gelegenheit für eine kurze Dusche und baue sogar das erste Mal meinen Campingtisch auf. Noch kurz ein paar Blümchen gepflückt und ich fühl mich regelrecht wie zu Hause 😉

Am nächsten Tag wandern Wallie und ich nach Sutton und von dort über den kleinen Wasserfall Chute du Pékan zurück zum Parkplatz (gute 5,5km, 1,5 Stunden).  Auch an diesem Abend gibt es einen herrlichen Sonnenuntergang – hach, du schönes Kanada!

Coaticook, die Hängebrücke und die Schlucht

Nach drei Nächten entscheide ich mit leicht schwerem Herzen, dass es an der Zeit ist, weiter zu ziehen. Zudem ist langsam mal ein Orga-Tag fällig: Frischwasser, Abwasser und Einkauf stehen auf dem Programm.

Aber die Kirche Abbaye Saint Benoît fahren Wallie und ich nach Sherbrooke. Hier können wir unser Abwasser entsorgen und spazieren eine Runde am Lac des Nations. Dort findet jedoch gerade ein Festival statt, wofür man Eintritt zahlen muss, weswegen wir nur bis zur «Sports Hall of Fame» kommen, wo sämtliche Sportler der Region geehrt werden. Wenngleich sie zum Teil auch internationale Erfolge verzeichnen können, sagt mir jedoch leider kein Name etwas.
Wallie und ich sind aber beide nicht sonderlich traurig über diesen verfrühten Abbruch des Spaziergangs, denn tatsächlich ist es ohnehin viel zu heiß, um an der Uferpromenade entlang zu laufen. Ich gehe stattdessen also erst mal eine Runde einkaufen und fahre dann weiter über die hübsch anzusehende Bishop`s Universität ins ebenfalls hübsch anzusehende Örtchen North Hatley. Hier spazieren wir abermals eine Runde und kriegen auch den letzten Punkt auf unserer Organisationsliste abgehakt: Frischwasser auffüllen.

So ein reiner Organisations-Tag ist irgendwie anstrengender als ein kompletter Wandertag, weswegen ich ziemlich k.o. in Coaticook ankomme und das Unwetter am Abend nutze, um mich frühzeitig ins Bett zu kuscheln.

In Coaticook gibt es eine Schlucht mit einer 169m langen Hängebrücke – und wie für fast alles ist auch hierfür ein Eintritt fällig. Ich möchte jedoch einfach nur mit Wallie zum Campingplatz spazieren, um zu sehen, ob es dort außerhalb einen Parkplatz gibt, von dem man das WLAN nutzen kann, denn es steht einiges an Online-Arbeit an. Doch ehe ich mich versehe, sind wir plötzlich mitten auf dem Campingplatz. Und dort gibt es Wanderschilder in Richtung der Schlucht. Und was einfach nur ein schnelles Foto werden soll, endet schließlich im gesamten Rundweg der Gorge. Über den offiziellen Eingang verlassen wir die Schlucht wieder und haben regelrecht ein schlechtes Gewissen. Aber manchmal muss man auch einfach etwas Glück haben 😉

Wir verbringen eine weitere Nacht in Coaticook auf dem Sportplatz und machen uns am nächsten Tag auf den Weg nach La Patrie, wo die Panoramastrecke „Route des Sommets“ beginnt.

Sherbrooke und die Wandgemälde

Unterwegs kommen wir noch mal in Sherbrooke vorbei und da ich mittlerweile heraus gefunden habe, wo der viel umworbene „Murals Circuit“ beginnt, beschließe ich, das für Wallies Gassirunde zu nutzen.

Der „Murals Circuit“ ist ein Spazierweg durch die Stadt, der an täuschend echten Gemälden an Häuserwänden vorbei führt. Die kleine Runde ist 3,5 km lang und führt dabei an 11 Murals vorbei, die große Runde erstreckt sich auf 7 km und deckt dabei alle 18 Gemälde der Stadt ab.

Die Tour kann ich wirklich nur wärmstens empfehlen – die Bilder sind wunderschön und ganz nebenbei bekommt man noch einen guten Eindruck von Sherbrooke, das tatsächlich sehr schöne Ecken hat.
Trotzdem bin ich froh, als ich den Stadtverkehr wieder hinter mir lasse und es ruhiger und ländlicher wird. Aktuell habe ich einfach ein sehr großes Bedürfnis nach Natur.

4 Comments

  1. Super toll liebe Jana, so viele Eindrücke und schöne Dinge täglich zu erleben.
    Einfach schön was Du erlebst.

  2. Kerstin Hofmann

    Ein wunderschönes Fleckchen Erde …
    Und die Wandgemälde sind der Wahnsinn.

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